Papierblatt – Holocaust-Überlebende berichten

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900 Tage in Auschwitz damals, 200 Tage in Gaza heute – Warten auf Wunder!

25. April 2024

Heute vor 101 Jahren wurde Mordechai Papirblat geboren, in der polnischen Stadt Radom. Am 27.12.2022 ist er im Alter von 99 Jahren in Israel, das nach seinen schrecklichen Erlebnissen während der Shoah seine Heimat geworden war, verstorben. Eine zu diesem Zeitpunkt schon geplante Reise einer kleinen »Papierblatt-Delegation« über seinen 100. Geburtstag fand dennoch statt. Wir konnten mit seinem Enkel Lior zusammen seine Grabstätte auf dem Friedhof Kiryat Shaul in Tel Aviv besuchen. Das war sehr bewegend.

Heute vor einem Jahr, am 25.4.2023 – einen Tag vor dem 75. Unabhängigkeitstag Israels – war zugleich Jom HaZikaron, der Gedenktag an die gefallenen Soldaten, wir gerieten auf dem Weg zum Friedhof in einen langen Stau. Sehr eindrücklich war es später, die Sirene zur Erinnerung an die Soldaten zu hören. Wir schauten über die Gräber, alle Besucher hielten inne und schwiegen.

Der diesjährige Gedenktag wird (nach jüdischem Kalender) am 13. Mai sein. Vieles hat sich in diesem zurückliegenden Jahr verändert, die Zahl der gefallenen Soldaten ist um mehr als 600 gestiegen. Urija Bayer, eng verbunden mit dem Werk Zedakah, war einer von ihnen.

Die Hamas hat gerade erst ein Lebenszeichen einer Geisel veröffentlicht, ein zynisches Propagandavideo. Seit über 200 Tagen – seit dem 7. Oktober 2023 – ist Hersh Goldberg-Polin in Gefangenschaft. Dem 24-Jährigen fehlt ein Teil des linken Arms, er sieht abgemagert, blass und geschunden aus. Niemand weiß, was er durchgemacht hat. Die Terroristen haben ihm sicherlich den Text diktiert, den er in die Kamera gesprochen hat. Seine Eltern rufen ihm Mut zu: »Wir lieben Dich, sei stark, überlebe!« Ob er dies je hören wird?

Die Juden haben heute einen eigenen Staat, eine eigene Armee, können sich wehren – und sind doch gegen diesen Hass, diesen Terror und diese Lebensverachtung so hilflos. Während des Holocausts war die Hilflosigkeit vollkommen. Alles was sie hatten, war der Wille zu überleben. Menschen wie Mordechai Papirblat – und das jüdische Volk als Ganzes. »Am Israel Chai – das Volk Israel lebt!« – dies hört man dieser Tage immer wieder und es ist seit 3500 Jahren allen Umständen zum Trotz wahr.

»Jeden Tag ein Wunder, an manchen Tagen auch zwei.« – Dies war die Antwort von Mordechai Papirblat auf die Frage, wie er überleben konnte. Es steht auf der Rückseite der deutschen Übersetzung seines Buchs »900 Tage in Auschwitz«. (Inzwischen ist es fast ausverkauft.)

Nach dem Trauma des Massakers, trotz der immer noch gefangenen Geiseln, trotz der gefallenen Soldaten: Israel hat in den vergangenen Monaten Wunder erlebt, an manchen Tagen – wie in der Nacht vom 13. auf den 14. April, als der Iran angriff – vielleicht mehr als zwei. Ich glaube, dass Israel noch viele weitere Wunder braucht, ich bin aber überzeugt, dass wir solche Wunder erleben werden. Denn auch wenn Menschen in aller Welt das Land und das Volk Israel noch so sehr hassen, eine Wahrheit wird bestehen bleiben: »Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.« (Psalm 121,4)

Timo Roller


Liora Eilon, Überlebende aus Kfar Aza: 36 Stunden in Lebensgefahr

17. April 2024

»Am Ende des Vortragsabends verbreitete sich im IP-Zentrum in Maisenbach die Nachricht, dass ein Angriff des Iran begonnen hatte, Kampfdrohnen seien im Anflug auf die Heimat von Liora Eilon und Danielle Mor. Die beiden Frauen aus Israel telefonierten mit ihren Angehörigen und machten sich große Sorgen. Über ein halbes Jahr nach dem schrecklichen Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 ist für die Israelis das alles noch nicht vorbei! Steht sogar noch Schlimmeres bevor?

Liora Eilon lebte bis zu jenem Tag im Kibbuz Kfar Aza in der Nähe des Gazastreifens, In Begleitung von Danielle Mor von der Jewish Agency war sie aus Israel angereist, um von ihren alptraumhaften Erlebnissen am 7. – und am 8. – Oktober zu erzählen: 36 Stunden verbrachte sie mit einem Teil ihrer Familie im Schutzraum ihres Hauses.«

Den Vortragsabend vom 13. April 2024 haben wir auf einer Veranstaltungsseite dokumentiert, dort finden Sie die Übertragung des Vortragsabends.


Überlebende des Massakers: 36 Stunden im Schutzraum

Liora Eilon erzählt am 13. April 2024 in Maisenbach

850 Einwohner hatte der Kibbuz Kfar Aza bis zum 7. Oktober 2023. An jenem Tag vor einem halben Jahr ermordeten Hamas-Terroristen fast 1200 Menschen im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen und entführten 240 Geiseln. Zehn Prozent der Menschen in Kfar Aza wurden umgebracht. Liora Eilon überlebte. Sie harrte zusammen mit Angehörigen 36 Stunden in einem Schutzraum aus, bis die Situation sicher war. Ihr Sohn Tal starb.

Seit jenem schwarzen Tag befindet sich das Land im Krieg. Reservisten wurden eingezogen, hunderte Soldaten starben, Grenzgebiete sind evakuiert, immer noch gibt es Raketenangriffe und Terroranschläge. Immer noch müssen Menschen im Bunker leben, immer noch werden über 100 Geiseln vermisst und keiner weiß, ob sie noch leben, und falls ja, unter welchen Bedingungen.

Natürlich gibt es unermessliches Leid auch auf der anderen Seite, tausende Opfer im Gazastreifen, Geflüchtete, Hungernde, Hoffnungslose. Und deshalb steigt der politische Druck auf Israel. Ungeachtet der Tatsache, dass die Hamas neben den verbliebenen Geiseln ihre eigene Bevölkerung als Schutzschilde missbraucht und zivile Opfer bereitwillig in Kauf nimmt, sehen viele Politiker, Medien und Organisationen aus aller Welt die Schuld an der fatalen Lage der Palästinenser ausschließlich bei Israel. Höhepunkt der feindschaftlichen Einstellung gegenüber dem kleinen, jüdisch geprägten Staat ist sicherlich der Vorwurf des Völkermords beim Internationalen Gerichtshof.

Liora Eilon wird in Deutschland und den Niederlanden von ihrem Schicksal am 7. Oktober erzählen. Begleitet wird sie von Danielle Mor von der Jewish Agency sowie von Mitarbeitern der Organisation »Christen an der Seite Israels«. Am Samstagabend, dem 13. April ab 19.30 Uhr wird sie im »IP-Zentrum« des Hilfswerks Zedakah in Maisenbach bei Bad Liebenzell berichten.

»Sie haben mir alles genommen, meinen Sohn, meine Heimat, Freunde aus dem Kibbuz, die nicht zurückgekehrt sind. Aber sie können mir nicht meine Zeit stehlen, ich fülle sie mit Aktivitäten« erklärte Eilon kürzlich in einem Interview. Und Danielle Mor betont: »Diejenigen, die Gelegenheit haben, die Geschichten der Überlebenden zu hören, sollten gut zuhören. Die Welt möchte einfach weitermachen. Aber wir können diese Geschichten nicht vergessen. Sie sind wichtig!«

Am Samstag bietet sich in Maisenbach die einzigartige Gelegenheit, einer Zeitzeugin des 7. Oktober 2023 zuzuhören.


Land der Zukunft – Land der Hoffnung: Israelkongress im September

27. März 2024

Als Papierblatt-Projekt sind wir auf dem diesjährigen Israelkongress vom 19. bis 22. September 2024 auf dem Schönblick in Schwäbisch Gmünd präsent. Wir als Projektpartner gestalten Seminare (Frank Clesle, Alexander Cyris und Timo Roller), stellen Papierblatt und die Arbeit von Zedakah vor, präsentieren Medienprojekte wie »Einzigartiges Israel« und im Kongresskino die Filmproduktion »#schalom75 – Gottes einzigartige Treue«.

Gerade nach dem 7. Oktober 2023 und den fortwährenden Anfeindungen gegen Israel und das jüdische Volk weltweit finden wir es sehr wichtig, dass christliche Werke ihre Solidarität mit Israel zeigen, dem Staat, der den Juden im schlimmsten Fall Zuflucht gewährt – und der im Moment als Sündenbock für das Elend im Gazastreifen herhalten muss. Deutlich lässt sich an vielen Stellen in Politik, Medien und Kirche israelbezogener Antisemitismus beobachten, wenn von Israel ein Waffenstillstand gefordert wird, während die Hamas immer noch israelische Geiseln festhält, die eigene Bevölkerung als Schutzschild benutzt, Hilfsgüter an sich reißt und und das Leid der Palästinenser gewissenlos in Kauf nimmt. Dass Israel vor dem Internationalen Gerichtshof des Völkermords angeklagt wurde, ist der Gipfel der Ungerechtigkeit. Wir empfehlen den Artikel »Israel auf der Anklagebank« auf israelnetz.com

Melden Sie sich schon jetzt an zu diesem wichtigen Kongress, bis zum 18. Juli gibt es Frühbucherrabatt!


Holocaust-Gedenken und Weiterbildung – im Schatten des 7. Oktober

8. Februar 2024

»Mengele« – diesen Namen erwähnte der Auschwitz-Überlebende Avigdor Neumann immer wieder in seinem Bericht. Der Daumen des berüchtigten KZ-Arztes Josef Mengele entschied zigtausendfach über Leben und Tod: Direkt in die Gaskammern ging es im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau für Frauen und Kinder. Kräftige Männer wurden für die Zwangsarbeit gebraucht, zumindest bis zur nächsten Selektion. Neumann war zwölf Jahre alt, als er von seiner Heimat in der heutigen Ukraine deportiert wurde, zu Mengele sagte er, er sei fünfzehn – und entkam zusammen mit seinem Vater zum ersten Mal dem Tod.

Etwa 170 Besucher hatten sich im iP-Zentrum des Hilfswerks Zedakah e.V. in Maisenbach versammelt, um Avigdor Neumann zuzuhören. Er war aus seinem Wohnzimmer in Israel zugeschaltet. Dem Gedenkabend ging am diesjährigen Holocaustgedenktag ein Seminar für Lehrkräfte und Interessierte voraus. Die etwa 60 Teilnehmer bekamen – mit Blick auf den aktuellen Krieg gegen die Hamas – durch zwei Experten tiefgreifende Einblicke in die Ursachen des Nahostkonflikts und in die Bedeutung insbesondere des islamistischen Antisemitismus.

Den 27. Januar 2024 haben wir auf einer Veranstaltungsseite umfangreich dokumentiert, dort finden Sie die Übertragung des Gedenkabends und die vier Beiträge des Seminartags.


Wichtige Veranstaltungen und ein Rückblick auf die letzten Wochen

16. Januar 2024

Seit über 100 Tagen sind die verbliebenen Geiseln des 7. Oktober 2023 nunmehr im Gazastreifen gefangen. Es ist nicht sicher, wieviele von ihnen überhaupt noch leben. Nach den abscheulichen Verbrechen der Hamas und der andauernden Gefahr von Raketenangriffen auch im Norden befindet sich Israel im permanenten Kriegs- und Krisenmodus. Währenddessen solidarisieren sich Demonstranten einseitig mit den Opfern auf der palästinensischen Seite und ignorieren die offensichtliche Tatsache, dass die Hamas auf ihre eigenen Zivilisten keinerlei Rücksicht nimmt. Von Israel wird ein Waffenstillstand verlangt und das Land wurde vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermords verklagt.

Die Mitarbeiter unseres Projektpartners Zedakah betreuen die Heimbewohner des Altenpflegeheims unter erschwerten Bedingungen, seit über drei Monaten spielt sich ein Großteil des Lebens im Bunker ab. Das Werk berichtet regelmäßig von der Situation in Maalot und Shavei Zion. Besonders tragisch war der Verlust von Urija Bayer, der als Soldat im Gazastreifen im Einsatz war.

Mit zwei Veranstaltungen nehmen wir in nächster Zeit den Umgang mit Antisemitismus – vor allem an Schulen – besonders in den Blick: In Maisenbach bei Bad Liebenzell gibt es am Samstag, 27. Januar 2024 ab 9 Uhr ein Tagesseminar für Lehrkräfte und Interessierte: »Zionismus, Nahostkonflikt und islamistischer Antisemitismus« – mit Prof. Dr. Matthias Morgenstern und Dr. Matthias Küntzel. Am Abend laden wir zu einer Gedenkveranstaltung mit dem Auschwitz-Überlebenden Avigdor Neumann ein, der aus Israel zugeschaltet wird. In Tübingen-Lustnau sind wir am Samstag, 3. März 2024 beim Forum »Verhängnisvoller Antisemitismus« aktiv mit dabei.

Für eine vertiefende Beschäftigung mit Israel und dem Nahostkonflikt – und besonders auch der Bedeutung für uns Christen – empfehlen wir den Film »#schalom75 – Gottes einzigartige Treue« sowie die jüngst überarbeitete Informationsplattform »Einzigartiges Israel«.

Timo Roller


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