Die Veröffentlichung des Buchs im Jahr 1995 machte Mordechai Papirblat und seine Geschichte einer größeren Öffentlichkeit in Israel bekannt. Er wurde seither immer wieder für Vorträge eingeladen. So erzählte er seine Geschichte in Schulen1, beim Militär, an Universitäten, in Firmen, in Kibbuzim und sogar in Privathäusern bei so genannten »Vorträgen im Wohnzimmer«. Auch in Holocaust-Dokumentationszentren wird seine Geschichte gehört und bewahrt.
In den Jahren 2008 und 2013 war Mordechai in Schavei Zion und 2019 in Maalot zu Gast bei Zedakah e.V.2
Die christliche Organisation Zedakah e.V. mit Sitz in Bad Liebenzell-Maisenbach führt in Schavei Zion/Israel ein Gästehaus und in Maalot/Israel ein Pflegeheim für jüdische Holocaust-Überlebende.
2013 erzählte Mordechai in Schavei Zion vor den Mitarbeitenden aus Deutschland seine Lebensgeschichte. 2015 wurde er von Zedakah e.V. nach Deutschland eingeladen, wo er in Schulen und bei öffentlichen Vorträgen aus seinem Leben erzählte.
Zwei dieser Vorträge wurden aufgezeichnet.
Vgl. Mordechai Papirblat, Vortrag 2013.
Vgl. Mordechai Papirblat, Vortrag 2015.
Timo Roller und Stefan Buchali von der Morija gemeinnützigen GmbH haben diese beiden und weitere Videoberichte von jüdischen Zeitzeugen des Holocaust auf einer Homepage öffentlich zugänglich gemacht und gemeinsam mit Zedakah e.V. das Projekt »Papierblatt« gegründet – in Anlehnung an den Familiennamen von Mordechai Papirblat.
Das Online-Videoarchiv unter der Domain www.papierblatt.de3 mit Zeitzeugenberichten versteht sich als ein Denkmal für die Überlebenden und Ermordeten des Holocaust und leistet einen Beitrag für die Erinnerung und gegen das Vergessen. In den Folgejahren wurde die digitale Plattform für Forschung und Unterricht immer weiter ausgebaut. So werden weitere Zeitzeugenberichte integriert; eine Suchfunktion ermöglicht die thematische Erschließung und den Vergleich der einzelnen Lebenszeugnisse miteinander; Unterrichtsmaterialen und didaktische Hilfen unterstützen die Arbeit mit Zeitzeugenberichten im schulischen Unterricht sowie in der Erwachsenenbildung; Fachbeiträge befassen sich mit verschiedenen Themenkomplexen aus wissenschaftlicher Perspektive. Eine eigene Rubrik »Papirblat« eröffnet mit zahlreichen Zusatzmaterialien unterschiedliche Zugänge zum Thema »Holocaust« am Beispiel von Mordechai Papirblat.
In der »Edition Papierblatt« werden seit 2020 Bücher herausgegeben, die das digitale Angebot mit Printmedien ergänzen und so crossmediale Formate ermöglichen. Band 1 der Edition Papierblatt ist das Tagebuch von Mordechai Papirblat.4
Mordechai Papirblat erzählt seine Geschichte ernst, aber auch mit verschmitztem Humor. Mit Bedacht wählt er aus, was er erzählt – und worüber er schweigt. Er möchte seinem Gegenüber und auch sich selbst nicht alles zumuten. Zudem gibt es für vieles keine Worte, keine Vorstellung und schon gar keine Erklärung. Bisweilen sagt er mit einer gewissen Ratlosigkeit sich selbst gegenüber: »Wie soll man das sagen, was ich dort gesehen habe?« Gleichzeitig sind sein einzigartiger Überlebenswille, seine positive Grundhaltung, sein Glaube und seine Mitmenschlichkeit eine starke Ermutigung für das Leben.5
1Abb. 1: Foto, Familienbesitz Papirblat, 2012.
2Vgl. https://www.zedakah.de.
3Abb. 2: Screenshot, Thorsten Trautwein, 2020.
4Abb. 3: Covergestaltung, Timo Roller, 2020.
5Abb. 4: Foto, Gideon Bayer, 2019.
Autor: Thorsten Trautwein, 07.08.2020