Schaue dir den Videoausschnitt an, in dem sich Amira Gezow vorstellt:
0:00:07-0:01:43
a) Beschreibe den Eindruck, den du von Magda Goldner gewinnst, mit einigen Adjektiven.
b) Überlege, was Magda Goldner erlebt haben könnte. Schreibe deine Vermutungen auf und vergleiche sie am Ende der Arbeitseinheit mit dem, was du erfahren hast.
a) Erstelle einen tabellarischen Lebenslauf von Magda Goldner. Berücksichtige dabei die wichtigen Zeiten, Orte und Personen. Bezeichne die einzelnen Lebensstationen mit einem Stichwort (z.B. Heimatstadt, Ghetto) und beschreibe jeweils in 1-2 Sätzen, welche Bedeutung dieser Ort im Leben von Magda Goldner hat. Ergänze den Lebenslauf bei deiner weiteren Beschäftigung mit Magda Goldner.
b) Zeichne den Lebensweg von Magda Goldner auf einer Karte ein (Google Maps).
Infobox: Wie stelle ich einen Lebensweg mit Google Maps dar?
a) Beschreibe das jüdische Leben in Ungarn bis 1939 an drei Beispielen deiner Wahl.
b) Stelle das Verhältnis Ungarns zu Deutschland von 1918 bis 1945 mit Hilfe einer Zeitleiste dar. Benenne dabei die wichtigsten Daten und Ereignisse.
c) Die Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der Juden in Ungarn zwischen 1933 und 1945 lässt sich mit folgenden Begriffen charakterisieren: Erfassung, Kennzeichnung, Entrechtung, Enteignung, Ghettoisierung, Zwangsarbeit, Deportation und Ermordung / Vernichtung. Bearbeite dazu die linke Spalte der Tabelle »Die Verfolgung der Juden in Ungarn« (Word-Dokument oder PDF-Dokument zum Download).
Notiere in der rechten Spalte Ereignisse im Leben von Magda Goldner, in denen sich die jeweiligen Aspekte der Ausgrenzung der Juden bis hin zu ihrer Vernichtung wiederspiegeln.
Videoausschnitte: 0:00:08-0:10:33; 0:26:59-0:32:51, 0:32:51-0:35:37 (Gesamtlaufzeit Videoausschnitte: ca. 20 min.)
Infobox: Erinnerungen – Von Levice bis zur Deportation
Ich wuchs in einer Kleinstadt auf. Wir lebten an der slowakisch-ungarischen Grenze, in Levice. Meine Eltern hatten eine Fabrik, sie waren sehr beschäftigt. Meine Schwester und ich wuchsen bei einem Kinderfräulein auf.
Irgendwann, Mitte Mai 1944, mussten wir unsere Wohnung, die an der Hauptstraße lag, verlassen. Wir zogen in eine kleine Wohnung außerhalb des Ortes um. Dort hatte jede Familie nur ein Zimmer. Für mich als Kind war das interessant.
Einige Wochen später – meine Mutter hatte gerade alles aufgeräumt und geputzt – kam eine Bekannte zu uns. Ich habe noch jetzt das Bild vor Augen. Meine Mutter steht am Tisch und wischt die Lampe. Frau Luise Poger kommt und schreit: »Mein Gott, Rozi, du putzt, weißt du denn nicht, dass wir ins Ghetto müssen?!«
Was danach folgte, war ein einziges Durcheinander! Unsere Verwandten hatten ein Haus, welches in dem Stadtviertel stand, wo sich das Ghetto befand. Die ganze Großfamilie kam dort zusammen; jede Familie bekam ein Zimmer. Für uns Kinder war das wieder etwas ganz Besonderes: Keine Schule, niemand hatte Zeit für uns, und wir Kinder wussten dies auszunützen. Einige Wochen später wurde unser Vater Josef zweimal abgeholt; er wurde geschlagen und gefoltert. Man verbrannte ihm die Fußsohlen, um herauszufinden, wo er sein Geld versteckt hatte. Vater sagte, dass er kein Geld habe, weil alles, was eingenommen wurde, wieder in die Vergrößerung der Fabrik investiert wurde.
Eines frühen Morgens erwachte ich durch Geschrei auf der Straße: Innerhalb von zwei Stunden sollte jeder, nur mit einem Rucksack bepackt, auf dem Platz vor der Synagoge sein.
Junge und Alte, Kranke und Kleinkinder, alle gingen in Fünferreihen Richtung Tabakfabrik. Wir kamen auch an unserem Haus vorbei. Die Leute am Straßenrand schauten uns nicht gerade traurig nach. In der Tabakfabrik angekommen, wurden wir in großen Sälen untergebracht, in denen nur Steinfußboden war. In einer Ecke hatte sich unsere Familie niedergelassen – müde, erschrocken, verängstigt. Zweimal am Tag brachte man uns etwas zu essen. Wir mussten lange darauf warten und in der Schlange stehen, bis wir an der Reihe waren. Ab und zu holten SS-Soldaten meinen Vater und schlugen ihn. Gerüchte gingen um, dass Kranke gestorben seien. Man hat die Verstorbenen nicht abgeholt. Vater konnte kaum noch stehen. Die Sonne war sehr stark, und wir hatten alle unsere Kleidungsstücke an, da wir hofften, dass wir diese, nach allem, was uns abgenommen wurde, anbehalten könnten.
An einem frühen Morgen hörten wir Geschrei: Zähl-Appell!
Wir wurden zum Bahnhof getrieben, der sich in der Nähe befand. Erst am Nachmittag sahen wir, dass die Bahnstation voll Viehwaggons war. Da erblickten wir unsere Tante Joli, die als »Ausnahme« (ihr Mann war ein hoher Offizier) nicht ins Ghetto musste. Wir waren gerührt, dass sie mit ihrer gesamten Familie zum Abschiednehmen gekommen war. Dies war aber gar nicht der Fall, denn auch sie wurde mit uns weggebracht.
Aus: Magda Goldner, Erinnerungen an mein 12. Lebensjahr 1944-1945, Stuttgart 1996, S. 5-6 (unveröffentlichte Broschüre).
d) Informiere dich über die Situation der Juden in Ungarn bzw. in der Slowakei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur sowjetischen Vorherrschaft in den Staaten Osteuropas.
Aufgabe 4: Die Deportation
4.1 Transport im Viehwaggon – Selbsterfahrung
a) Finde mit Hilfe des Internets heraus, welche Grundfläche ein normaler Viehwaggon der Deutschen Reichsbahn damals hatte.
b) Aufgaben für die Lerngruppe: Zeichnet die Grundfläche eines damaligen Viehwaggons mit Kreide auf den Boden eures Klassenzimmers. Diskutiert, wie viele Menschen in einem solchen Waggon transportiert werden können, was bezüglich der hygienischen Bedingungen (Waschmöglichkeiten, Toiletten usw.), der Sitz- oder Liegemöglichkeiten, der Privatsphäre, der Verpflegung, des Gepäcks, der Fahrzeiten usw. zu bedenken ist. Stellt eure Meinungen bzw. Ergebnisse nach bzw. spielt sie. Diskutiert eure Erfahrungen dabei.
4.2 Deportationen in der eigenen Region – Recherche
a) Recherchiere, wo in deiner Nähe ein Bahnhof war, an dem Juden und andere Ausgegrenzte des Nationalsozialismus gesammelt und in Lager transportiert wurden und wohin die Menschen gebracht wurden.
b) Finde heraus, wie lange der Transport gedauert hat und wie die Bedingungen waren. Zeichne den Routenverlauf in eine Karte (z.B. Google Maps).
Infobox: Wie stelle ich einen Lebensweg mit Google Maps dar?
Trage den Geburtsort auf der erste Zeile ein und den ersten weiteren Wohnort auf der zweiten Zeile ein.
Klicke auf »Reiseziel hinzufügen«. Es erscheint eine weitere Linie. Schreibe darauf den nächsten Aufenthaltsort.
Wiederhole Schritt 4 so lange bis du alle Orte eingetragen hast.
-Fertig- -Nun kommt der Screenshot-
Drücke auf deiner Tastatur oben rechts die Taste »Drucken«
(Der Computer fotografiert so den Bildschirm ab)
Öffne das Programm »Paint« und drücke die Tastenkombination Strg + V zum Einfügen.
Wähle durch »Auswählen« und »Zuschneiden« einen geeigneten Bildausschnitt aus, sodass der gesamte Lebensweg gut zu sehen ist.
Füge zu den einzelnen Orten Textfelder ein
Speichere das Bild als .jpg-Datei.
c) Informiere dich darüber, ob bzw. wie an dem Ort (siehe a)) mit den Geschehnissen der Vergangenheit umgegangen wird. Ist der Ort als Erinnerungs- bzw. Gedenkstätte gestaltet? Gibt es dort bestimmte Veranstaltungen, Informationstafeln o.ä.? Gibt es auf der Homepage der Kommune Hinweise dazu? Dokumentiere deine Ergebnisse (z.B. Plakat, Zeitungsartikel, Bericht in der Schülerzeitung) und nimm Stellung zu dem, was du herausgefunden hast.
4.3 Magda Goldner erzählt von ihrer Deportation
a) Schaue dir den Videoausschnitt an und vergleiche die Aussagen Magda Goldners über die Deportation im Viehwaggon mit dem, was ihr bei Aufgabe 4.1 b) diskutiert habt: 0:05:40-0:12:30
b) Aufgabe für die Lerngruppe: Zeichnet die Grundfläche eines damaligen Viehwaggons mit Kreide auf den Boden eures Klassenzimmers. Stellt die entsprechende Anzahl an Mitschülerinnen und Mitschülern in den »Waggon«. Hört euch den Bericht von Magda Goldner dabei erneut an. Haltet die Situation einige Zeit aus. Werdet euch eurer Gedanken und Gefühle bewusst. Nacheinander nennen die Schülerinnen und Schüler, die im »Waggon« stehen und diejenigen, die gegebenenfalls um ihn herum stehen einen Gedanken oder ein Gefühl, den bzw. das sie haben; die anderen hören kommentarlos zu. Diskutiert eure Erfahrungen.
4.4 Denkmal für die Deportierten
a) Beschreibe, was du auf dem Foto siehst.
b) Interpretiere das Denkmal.
Aufgabe 5: Ankunft und Selektion in Auschwitz-Birkenau
Magda Goldner berichtet von ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau, von der Selektion und ihrem Weg in die Baracke: Videoausschnitt: 0:11:20-0:20:01
Infobox: Die erste Nacht in Auschwitz
… Drei Tage später blieb der Zug stehen (Der Deportationszug nach Auschwitz-Birkenau, Anm.). Die Türen des Waggons wurden geöffnet, und wir wurden vom Licht geblendet. Langsam gewöhnte ich mich an das Licht. Es war keine Zeit, sich umzusehen. Geschrei: »Herauskommen! Ohne Gepäck!« Ich sah einen großen Platz mit Tausenden von Menschen. Eine Gruppe Männer in gestreiften Anzügen kam in unsere Nähe. Ich war mir sicher, dass diese unser Gepäck wegholen würden.
Geschrei. Kinderweinen, Peitschenschläge … Wir hielten uns an der Hand. Ein Lautsprecher: »Männer nach links, Frauen nach rechts, die Kinder und Alten geradeaus!« Ich wagte, mich ein bisschen umzuschauen. Ich sah elektrische Stachelzäune, viele Tore, und riesige, rauchende Schornsteine, die stanken. Ich bekam einen Stoß in den Rücken und hörte den Schrei: »Los!« Vater ging mit den Onkeln und mit dem 13-jährigen Cousin in eine andere Richtung. Vater schrie uns noch »Auf Wiedersehen!« zu. Die Großeltern waren schon verschwunden. Hysterische Mütter schrien nach ihren Kindern. Tante Joli mit ihren Töchtern Dita und Trude sowie Mutter und Erika und mir gingen mit dem Strom in Richtung eines Tores. Am Eingang stand ein fescher deutscher Offizier und fragte, wie alt ich sei. Mutter sagte »14 Jahre« (Magda Goldner war in Wahrheit erst 12 Jahre alt, Anm.). Er meinte, dass ich stark und groß genug sei und mitgehen könne. Was dies für mich bedeutete, wusste ich erst viel später.
Wir gingen zwischen »Los«-Geschrei an den elektrischen Drahtzäunen entlang. Hinter dem Zaun sahen wir Holzbaracken und viele Menschen in gestreiften Anzügen. Sie waren alle kahlköpfig. Der Weg war nicht asphaltiert, sondern nur mit Steinen aufgefüllt. Wir gingen sehr lange durch einige Tore hindurch. Der Geruch von den Schornsteinen begleitete uns überall. Endlich blieben wir vor einem Gebäude stehen. Wir wurden in einen Hof hineingetrieben, in dem Bänke standen. Wir mussten uns nackt ausziehen und die Sachen auf eine Bank legen. Diejenigen, die praktische, feste Schuhe anhatten, durften sie behalten. Danach wurden wir durch einen langen Gang getrieben, wo viele SS-Männer herumspazierten. Mutter und Tante sind vor Schande fast in Ohnmacht gefallen. Jede versuchte, ihre Blöße zu verdecken. Am Ende des Ganges standen einige Frauen, die jeden der Reihe nach am ganzen Körper abrasierten. Bei mir hatten sie da wenig Arbeit … Da meine Familie gut deutsch verstand, bekamen wir mit, wie sich die SS-Männer amüsierten. Dann kam das Bad – die Dusche. Das Wasser war mit Desinfektionsmittel gemischt. Es brannte auf dem kahlen Kopf. Die Schuhe, die nur ich als einzige von der Familie behalten durfte, musste ich auch ins Wasser stecken. Als wir aus dem Bad herauskamen, war es schon spät am Abend.
Hungrig und gedemütigt kamen wir in den nächsten Saal. Dort erhielten wir unsere ersten »Kleider«. Was ich bekommen habe, weiß ich nicht mehr, aber an das, was Tante Joli bekam, kann ich mich noch genau erinnern: die bekam ein Unterhemd aus gestreiftem Material, rot-weiß. Unten waren Knopflöcher – es war aus Bettzeug genäht. Darauf ein buntes »Seidenkleid«. Meine Schwester bekam auch ein »seidenes« Kleid, und jede bekam auf ihren Kleiderrücken mit Ölfarbe ein großes X gemalt. Meine Schwester hatte von dieser Farbe wochenlang Ausschlag. Wir gingen hinaus und mussten draußen so lange warten, bis alle fertig waren. Es war eine kalte und mondlose Nacht. Dann gingen wir weiter, ich mit meinen nassen Schuhen, die anderen mit »Schuhen« aus Holzsohlen und einem Stofffetzen darüber. Wir gingen durch mehrere Tore und an Schornsteinen vorbei. Jemand schoss Raketen. Ich meinte zu Mutter, dass dies wohl vom Himmel kommt, um uns zu befreien. Ich konnte das Ganze kaum mehr aushalten. Es war kalt, die Füße waren wund, und wir waren hungrig und müde. Niemand sprach. Die Menschen gingen wie ein Schatten vorwärts. Hinter uns wurden die Tore geschlossen. Endlich standen wir vor einer Baracke, in die wir hineingeschoben wurden. Drinnen war es dunkel. Einige Frauen waren schon dort. Im Dunkel gab mir eine Hand ein kleines Stück Brot. Es war so schlecht, dass ich es ausspuckte. Eine Stimme sagte mir, dass ich mich daran gewöhnen müsse. Wir setzten uns auf den Fußboden und schliefen vor Müdigkeit ein.
Dies war die erste Nacht in Auschwitz.
Aus: Magda Goldner, Erinnerungen an mein 12. Lebensjahr 1944-1945, Stuttgart 1996, S. 6-8 (unveröffentlichte Broschüre).
Versetze dich in die zwölfjährige Magda Goldner und überlege dir »Fragen«, die sie am Ende dieses Tages beschäftigt haben könnten, als sie auf dem Boden der Baracke gesessen ist.
a) Bei uns Menschen spielt die Frisur eine wichtige Rolle. Finde unterschiedliche Bedeutungen, die die Frisur für einzelne Menschen oder für Menschengruppen haben kann.
b) Beschreibe, was dir deine Frisur bedeutet und lege dar, wie viel Zeit und Geld du für deine Frisur im Monat ungefähr aufwendest.
6.2 Nach der Ankunft im Konzentrationslager werden den Frauen, Männern und Kindern die Haare geschoren.
a) Überlege, was die Gründe sein könnten, dass den Menschen im Konzentrationslager die Haare geschoren wurden.
c) Magda Goldner schildert eine Situation, als sie Zwangsarbeit verrichten musste. Videoausschnitt: 0:39:15-0:40:28. Interpretiere die Strafe und die Gefühle, die Magda Goldner dabei empfindet.
6.3 Entwürdigung
In Auschwitz wurden Menschen nicht nur ermordet, sondern zusätzlich auf vielerlei Weise ihrer Würde beraubt. Erstelle eine Liste mit Handlungen, durch die Menschen in Auschwitz erniedrigt wurden.
a) Arbeite zwei charakteristische bzw. prägende Erlebnisse von Magda Goldner im Konzentrationslager heraus und formuliere die Gefühle und Gedanken, die sie mit diesen Erlebnissen verbindet. Videoausschnitte: 0:13:49-0:17:32, 0:19:33-0:26:59, 0:30:56-0:32:51
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitte: ca. 13 min.)
b) Diskutiere den Begriff »Konzentrationslager«. Überlege, welche Missverständnisse dieser Begriff bei Menschen verursachen könnte, die nicht wissen, was in solchen Lagern passiert ist? Welcher Begriff würde deiner Meinung nach besser für die Beschreibung dieser Lager passen?
b) Versetze dich in die Situation der fast dreizehnjährigen Magda Goldner als ihr bewusst wird, dass die Deutschen weg sind. Schreibe einen Tagebucheintrag, in dem du über deine Situation und über deine Gefühle schreibst.
c) Magda Goldner schildert die Zeit unmittelbar nach der »Befreiung«, bis zu ihrer Rückkehr nach Levice: Videoausschnitt: 0:53:45-1:04:07. Ergänze, was du bei Aufgabe 2 erarbeitet hast.
Infobox: Befreiung und Rückkehr
… Als sich der Krieg dem Ende nahte, begann der Todesmarsch.
Die Befreiung erlebte die Zwölfjährige in einem Wald: »Eines Tages hat man uns gesagt: Hier ist der Wald, ihr könnt gehen und euch hinsetzen und schlafen.« Als die Häftlinge am folgenden Morgen erwachten, waren alle Deutschen verschwunden. Die Verfolgung durch die Nazis war vorbei. Doch die Frauen waren nun durch russische Soldaten bedroht. Viele wurden vergewaltigt, Magda Goldners Familie blieb unbehelligt. Auf der Heimreise nahmen ihnen bewaffnete Russen am Bahnhof von Bratislava die Koffer mit Kleidern ab, die ihnen eine Verwandte mitgegeben hatte. …
In den Schrecken der Zwangsarbeit und auf dem Todesmarsch erfahren Magda Goldner und ihre Mutter Hilfe: Videoausschnitt: 0:34:50-0:36:20
Erörtere, was die Hilfe für Magda Goldner, aber auch für die Helferin bedeutet hat.
Infobox: Unterstützung
… Auch Magda Goldner erinnert sich an Nazis, die ihr zur Seite standen: Während der Zwangsarbeit sah eine der deutschen SS-Frauen im Lager, dass sie noch ein Kind war. »Sie hat mit mir Mitleid gehabt. Sie war sehr eine feinfühlige Frau.« Eine Zeitlang habe sie ihr jeden Tag ein Stück Brot gegeben, mit etwas Margarine darauf. Das teilte sie erfreut mit Mutter und Schwester. Später beim Todesmarsch litt ihre Mutter unter Durchfall. Da habe diese SS-Frau sie gestützt, damit sie nicht zusammenbrach und erschossen wurde. …
a) Magda Goldner, ihre Schwester und Mutter kehren nach Levice in ihre Heimat zurück. Diskutiere, inwiefern sie ihr altes Leben fortsetzen können.
Videoausschnitte: 1:04:04-1:05:43, 1:06:37-1:09:50
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitte: ca. 5 min.)
Infobox: Zurück in Levice
… Als sie in ihren Heimatort zurückkehrten, fanden sie Haus und Fabrik unversehrt vor. Nur einige Einrichtungsgegenstände fehlten. Doch das Gebiet gehörte mittlerweile nicht mehr zu Ungarn, sondern zur Slowakei. Auf den Straßen liefen Spitzel herum, die jeden anzeigten, der Ungarisch sprach. »Es war eine sehr schwere Zeit.«
Jahrelang hielt Magda Goldner auch nach ihrem Vater Ausschau, wenn sie einen Zug hörte. Doch er kam nie zurück. Sie lernte in der Schule Slowakisch und ein wenig Russisch. In der jüdischen Gemeinde nahm sie an Sommerlagern für Jugendliche teil und wurde Zionistin.
b) Für Überlebende des Holocausts ist es oft schwer, ihr Verhältnis zu den vielen Opfern des Nationalsozialismus zu bestimmen. Welche widerstreitenden Gefühle könnte Magda Goldner im Nachhinein haben? Verfasse einen Tagebucheintrag, in dem sich Magda Goldner mit ihrem Überleben und dem Tod ihres Vaters und ihrer Cousine auseinandersetzt.
Aufgabe 12: Auswanderung nach Israel
a) Lege dar, warum Magda Goldner nach Israel auswandert. Videoausschnitt: 1:09:50-1:11:30
Infobox: Auswanderung nach Israel
… 1949 wanderte sie nach Israel aus, wo sie ihren Ehemann kennenlernte. Die Mutter folgte ihr vier Jahre später und heiratete wieder. Magda Goldner bekam zwei Kinder, der Sohn starb 1995. Heute ist die 82-Jährige Witwe. Sie hat vier Enkel und ein Urenkelkind, darüber ist sie besonders glücklich. Wer ihre Wohnung betritt, erblickt sofort ihr Hobby: Malen. Auf den Bildern sind auch Landschaften zu sehen, die an ihre osteuropäische Heimat erinnern.
b) Interpretiere die Zitate von Holocaust-überlebenden Juden über die Bedeutung des Staates Israel:
... Doch was bedeutet es für sie (die Holocaust-Überlebenden, Anm.), dass es den jüdischen Staat Israel gibt, in dem sie leben können? Magda Goldner antwortet auf diese Frage: »Ich glaube, das hält mich am Leben.« … Eine Israelin, die mit zehn Jahren im Ghetto und ein Jahr später bereits Waise war, sagt schlicht: »Alles.« Und ergänzt: »Mein ein und alles.«
Aufgabe 13: Magda Goldners Erfahrungen mit Deutschen
Schaue dir folgende Videoausschnitte an: 0:00:07-0:01:43, 0:40:27-0:45:26, 0:47:53-0:49:18
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitte: ca. 8 min.)
a) Fasse die Erfahrungen zusammen, die Magda Goldner mit Deutschen gemacht hat.
b) Versuche dich in Magda Goldner zu versetzen: Welche Einstellung bzw. welche Empfindungen können sich aus diesen Erfahrungen gegenüber Deutschen ergeben? Begründe deine Meinung.
c) Zeige auf, wie Magda Goldner Deutschen heute begegnet.
Infobox: Magda Goldner besucht Deutschland
… … Bei ihrem ersten Besuch in Deutschland nach der Auswanderung traf sie nach eigener Darstellung »viele Herzensfreunde«. Es sei wie in einer Familie gewesen. Seitdem war sie viele Male in Deutschland und hat ihre Geschichte oft erzählt. Dies wird auch in unserem Gespräch deutlich, nur selten muss sie nach dem passenden deutschen Wort suchen. ... Sie freut sich über jeden Deutschen, der Interesse an ihren Erlebnissen hat und zuhört. Auch wenn sie betont: »Wenn man es nicht erlebt hat, kann man es nicht verstehen.«
d) Nimm Stellung zu Magda Goldners heutigem Verhältnis gegenüber Deutschen.
Aufgabe 14: Magda Goldner und der Glaube an Gott
In Magda Goldners Berichten taucht an einigen Stellen der Bezug auf Gott auf:
Videoausschnitt: 0:12:10-0:13:55
Infobox: Magda Goldner und Gott
… Zitat 1: »Gegen Ende Januar (1945) wurden die Bombardierungen immer häufiger und die Fabrik hatte wenig Arbeit. Eine Bombe fiel an den Zaun unseres Lagers, aber sie explodierte nicht. Da sprach es sich herum, dass Gott uns doch nicht vergessen hatte.« (Aus: Erinnerungen, S. 14)
Zitat 2: »Eines Tages fuhr eine Eisenbahn mit ungarischen Soldaten vorbei, (als Magda Goldner und andere Zwangsarbeiterinnen Panzerfallen graben mussten, Anm.). Sie riefen uns zu, und wir freuten uns, nach langer Zeit ungarisch zu hören. In dem Moment, als meine Mutter sich der Bahn zuwendete, schlug eine Aufseherin auf sie ein – mit einer Gummipeitsche mit Draht. Sie schlug, wohin sie konnte, auch in Mutters Gesicht. Als Mutter niederfiel, trat die Aufseherin mit ihren Stiefeln Mutter in einen 6m tiefen Graben ... Später befahl sie Mutter, aufzustehen, aus dem Graben zu klettern und weiterzuarbeiten. Ich begreife heute noch nicht das Gotteswunder, welches meiner Mutter Kraft gab, weiter arbeiten zu können.« (Aus: Erinnerungen, S. 14-15)
Zitat 3: Magda Goldner lebt zu dieser Zeit in Israel mit ihrem Mann. Sie haben zwei erwachsene Kinder und 4 Enkelkinder: »Am 15. April 1995 feierten wir das Pessach-Fest mit der ganzen Familie bei unserem Sohn. Es war ein wunderschöner Abend. Am nächsten Morgen ist Josi nicht mehr aufgewacht; er ist von uns heimgegangen. Der größte Schicksalsschlag, den man sich vorstellen kann, hat uns getroffen. Es ist bald ein Jahr vorbei, Josi fehlt uns sehr. (…) Wir versuchen weiterzuleben, aber es ist sehr schwer. Was erwartet uns noch? Schlimmeres kann nicht mehr kommen. Wir erbitten Gottes Hilfe für die Schwiegertochter und die Enkelsöhne.« (Josi ist Magda Goldners Sohn; aus: Erinnerungen, S. 24)
Aus: Magda Goldner, Erinnerungen an mein 12. Lebensjahr 1944-1945. Die Deportation und die Befreiung, Stuttgart 1996; maschinenschriftliche Broschüre).
a) Erkläre die Bedeutung, die der Glaube an Gott für Magda Goldner hat.
b) Beschreibe, wie Magda Goldner in diesen Zitaten Gott versteht.
c) Nimm Stellung zu Magda Goldners Gottesbild.
d) Immer wieder fragen sehr unterschiedliche Menschen: »Wo war Gott in Auschwitz?« Erörtere diese Frage.
Aufgabe 15: Konsequenzen
a) Beschreibe die Gedanken und Gefühle, die das Schicksal von Magda Goldner in dir auslösen.
b) Schreibe ein E-Mail an Magda Goldner. Was möchtest du ihr sagen? Was möchtest du sie fragen?
c) Ziehe zehn Konsequenzen aus deiner Beschäftigung mit Magda Goldner: Welche Werte bzw. Grundsätze sollten in unserer Gesellschaft unbedingt gelten? Was ist dir davon besonders wichtig und wie kannst du dich dafür einsetzen?
d) Nimm Stellung zu der Aussage »Das Dritte Reich ist lange her. Wir sollten uns nicht mehr damit befassen.«
e) Diskutiere die Frage, welche Bedeutung das Lebensschicksal von Magda Goldner für Menschen mit Migrationshintergrund haben kann, die in Deutschland leben.