Papierblatt – Holocaust-Überlebende berichten

Holocaust-Überlebende berichten

Ein Video-Archiv gegen das Vergessen

Zeitzeugen

Die Kamera läuft. Jüdische Menschen erzählen ihre Lebensgeschichte, berichten von den schrecklichen Ereignissen während der Naziherrschaft. Sie haben den Holocaust (die Schoa) überlebt.

Sechs Millionen Juden wurden umgebracht. Die Zeugnisse der Überlebenden dürfen nicht verloren gehen, sondern sollen die Erinnerung an damals wachhalten. Darum ist das Video-Projekt »Papierblatt« entstanden. Der Name »Papierblatt« ist in Anlehnung an Mordechai Papirblat gewählt. Er sagt von sich: „Mein Name ist ein Denkmal“, da er der einzige Überlebende mit diesem Namen ist. Ein Name als Denkmal! Papierblatt – Ein Projekt gegen das Vergessen und gegen neu aufkeimenden Antisemitismus!

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Tomi Breuer

Tomi Breuer kam im März 1942 im ungarischen Debrecen zur Welt. Bereits die Umstände seiner Geburt waren durch die deutsche Besatzung gekennzeichnet. Seinen Vater lernte er nie kennen. Als Zweijähriger sollte er zusammen mit anderen arbeitsunfähigen Menschen nach Auschwitz transportiert werden. Doch der Irrtum eines Bahnangestellten führte ihn nach Wien ins Ghetto, wo Breuer zusammen mit seiner Mutter und deren Eltern den Holocaust überlebte. Aber auch im kommunistischen Ungarn war sein Leben mehrmals bedroht, so dass er als 14Jähriger nach Israel floh.

Vortrag am 27. Januar 2019 in Bad Liebenzell, Deutschland

Tomi Breuer

Tomi Breuer kam im März 1942 im ungarischen Debrecen zur Welt. Bereits die Umstände seiner Geburt waren durch die deutsche Besatzung gekennzeichnet. Seinen Vater lernte er nie kennen. Als Zweijähriger sollte er zusammen mit anderen arbeitsunfähigen Menschen nach Auschwitz transportiert werden. Doch der Irrtum eines Bahnangestellten führte ihn nach Wien ins Ghetto, wo Breuer zusammen mit seiner Mutter und deren Eltern den Holocaust überlebte. Aber auch im kommunistischen Ungarn war sein Leben mehrmals bedroht, so dass er als 14Jähriger nach Israel floh.

Vortrag am 28. Januar 2019 in Wildberg, Deutschland

Ilan Brunner

Als sich Ilan Brunners Eltern dafür entschieden, ihre beiden Söhne nach England zu schicken, stieß die Entscheidung im Bekanntenkreis auf tiefe Ablehnung. Doch sie rettete letztlich der gesamten Familie das Leben. Die Jahre 1939 bis 1945 in England verband Ilan Brunner einerseits mit einer großen Freiheit und Selbstständigkeit, andererseits fühlte er sich oft auch sehr einsam. Schlimm waren vor allem die vielen Stunden im Luftschutzkeller, die er dort – allein mit seiner Angst – verbrachte. In den beruflich bedingten zahlreichen Begegnungen mit Deutschen nach dem Krieg, fiel es ihm oftmals schwer, mit dem Schweigen oder dem Beteuern persönlicher Unschuld umzugehen.

Vortrag am 30. Mai 2018 in Bad Liebenzell-Maisenbach, Deutschland

Daniel Chanoch

Im Jahr als Daniel Chanoch eingeschult wurde, brach gerade der 2. Weltkrieg aus. Doch die eigentliche Wende in seinem Leben kam mit dem Einmarsch der Deutschen in Litauen 1941. Jüdische Einrichtungen wie seine Schule wurden geschlossen, alle jüdischen Einwohner wurden ins KZ Kauen gebracht, bis auch dieses 1944 geschlossen und die Häftlinge auf andere Lager verteilt wurden. Die Spuren von Mutter und Schwester verloren sich im KZ Stutthof, auch der Vater kam im Holocaust ums Leben. Daniel Chanoch hatte, wie er es nennt »pures Glück«, dass er selbst gleich mehrere Säuberungsaktionen überstand, und als sein Leben in der Hand des KZ-Arztes Mengele lag, auch da einen guten Moment erwischte.

Vortrag am 10. Oktober 2016 in Calw, Deutschland

Ascher Engel

Als Ascher Engel mit seinen Eltern 1941 ins Ghetto Mogiljow gebracht wurde, war er gerade einmal drei Jahre alt. Wie seine Eltern die Zugfahrt und den langen Marsch ins Lager mit ihm als Kleinkind bewältigt hatten, war für ihn nicht vorstellbar. Im Lager entwickelte er eine besondere Freundschaft zu einem kleinen Mischlingshund, der ihn regelmäßig vor den Wachleuten warnte. Bis diese ihn eines Tages erschossen, weil sie sein Bellen störte. Auch sonst war das Leben im Lager gefährlich. Sein Vater erkrankte schwer, und schon der Gang zum Wasserholen konnte das Leben kosten. Nach der Befreiung kehrte die Familie zunächst in ihre Heimatstadt Tschernowitz zurück, bevor sie über Rumänien nach Israel auswanderte.

Interview am 19. Juli 2013 in Shavei Zion, Israel

Amos Fröhlich

Amos Fröhlich wurde im Januar 1930 in Tuttlingen geboren und ist dort aufgewachsen. Sein Vater stammte aus Rexingen und so schloss sich die Familie 1938 den Rexinger Juden an, die ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina flohen, als der Druck auf die jüdische Bevölkerung vonseiten der Nationalsozialisten zu groß wurde. Die Familie wurde Teil der einzigen Gruppenauswanderung während der NS-Zeit, die Rexinger gründete im Norden des heutigen Israels die genossenschaftliche Siedlung Shavei Zion.

Fröhlich erlebte die anstrengende Aufbauphase mit, das Klima und die Auseinandersetzungen mit den arabischen Nachbarn sorgten für große Herausforderungen. Bereits als junger Mann wurde er zum Betriebsleiter der Genossenschaft gewählt und übernahm viel Verantwortung.

In den 1950er Jahren studierte er – ausgerechnet – in Deutschland Veterinärmedizin, lernte seine deutsche Frau kennen, mit der er später nach Shavei Zion zurückkehrte. Nicht nur im Ort, sondern in ganz Galiläa arbeitete er dann viele Jahre lang als Tierarzt.

Interview am 1. September 2023 in Shavei Zion, Israel
Erzählt von der Gründerzeit in Shavei Zion.

Jossi & Ruthi Gertner

Jossi wurde in einem Ghetto in Transnistrien geboren und wuchs nach der Einreise nach Israel als Einzelkind auf. Das große Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Eltern brachte seine Ehe mit Ruthi fast zum Scheitern. Ruthi wurde in Naharia geboren. Ihre Eltern konnten Ende der 30er Jahre noch rechtzeitig fliehen. Ihr Vater kam ursprünglich aus Stuttgart, die Mutter aus Frankfurt.

Interview am 21. Juli 2013 in Nahariya, Israel
Erzählen vom Zusammenleben mit Eltern, die den Holocaust überlebt haben..

Amira Gezow

Amira Gezow lebte mit ihren Eltern im Deutschland der 30er Jahre an verschiedenen Stationen. Der Vater war ein reger Unternehmer, der dank hohem Arbeitseinsatz mehrmals den Neuanfang schaffte, nachdem man ihm sein Eigentum genommen hatte. Er fühlte und dachte als Deutscher, während die Mutter stärker durch den jüdischen Glauben geprägt war. Obwohl beide hohes Ansehen genossen und völlig in die deutsche Gesellschaft integriert waren, wurde die Familie nach Frankreich deportiert. Der Aufenthalt in den Lagern Gurs und Rivesaltes sowie dem Kinderheim La Jonchère prägte Amira Gezows Kindheit. 1942 führte ihr Weg sie mithilfe der Schwestern des Roten Kreuzes in die Schweiz, während beide Eltern in Auschwitz den Tod fanden. Bis zu ihrem Tod am 26.12.2020 wohnte Amira Gezow im Kibbuz Elon.

Interview am 22. Juli 2013 in Kibbuz Eilon, Israel

Jizchak Haber

Jizchak Haber (Jg. 1925) stammte aus Dynow in Polen. In der Nacht vom 18. zum 19. September 1939 überfielen Nazis seine Heimatstadt, brannten die Synagoge nieder und ermordeten 300 bis 400 Juden durch Hinrichtungskommandos im Wald. Grauenvolle Szenen spielten sich ab. Der junge Jizchak überlebte und wurde von den Russen ins fast 5.000 Kilometer entfernte Nowosibirsk deportiert. Später ergab sich die Möglichkeit, zusammen mit Armee-Einheiten nach Teheran zu gelangen, von dort ging es schließlich per Schiff über Umwege nach Israel. Insgesamt legte er dabei von seiner Heimat aus 20.000 Kilometer zurück.

Vortrag am 1. Mai 2018 in Bad Liebenzell-Maisenbach, Deutschland

Andrew Hilkowitz

Andrew Hilkowitz verdeutlichte anhand seiner eigenen Lebensgeschichte, dass die Auswirkungen des Holocausts weiter reichen, als man im ersten Moment dachte. Als Kind deutscher Juden 1941 in Manchester geboren und aufgewachsen, kam er mit sechs Jahren nach Berlin, wo er kein Wort verstand. Das Erlebnis wiederholte sich noch zweimal. Zunächst als er zu Beginn der 1950er Jahre mit seinem Vater und seiner Schwester nach Israel in einen Kibbuz auswanderte, wo ihm nicht nur die Sprache sondern auch die Kultur völlig fremd war. Und dann ein weiteres Mal, als er zwei Jahre später zu seiner Mutter nach München zurückkehrte, wo er dem Unterricht seines bayerischen Lehrers wegen dessen Dialekts erneut nicht folgen konnte.

Vortrag am 28. Juni 2018 in Calw, Deutschland

Pavel Hoffmann

Pavel Hoffmann war es ein wichtiges Anliegen, Menschen für alle Formen des offenen und versteckten Antisemitismus zu sensibilisieren. Er ging zu Beginn und am Ende des Vortrags auf verschiedene, auch aktuelle Beispiele ein. Er zeigte auf, warum das jüdische Volk nie mehr wehrlos die Opferrolle einnehmen möchte.

Am Beispiel seiner Familiengeschichte verdeutlichte Pavel Hoffmann, wie die Besetzung des Sudetenlandes, und später weiterer Landesteile, sich immer stärker auf Arbeit, Eigentum und Alltag der jüdischen Bevölkerung auswirkten. Er selbst verlor seine Familie und war bereits als Vierjähriger im KZ Theresienstadt auf sich allein gestellt. Wie durch ein Wunder überlebte er dennoch und wurde nach dem Krieg von einem jüdischen Ehepaar adoptiert.

Vortrag am 27. Januar 2017 in Bad Liebenzell, Deutschland

Fredy Kahn

Fredy Kahn wuchs in der Nachkriegszeit in dem schwäbischen Dorf Baisingen auf. Nach dem Krieg kehrte sein Vater als einziger Jude in die alte Heimat zurück. Obwohl er mit der jüdischen Tradition größtenteils brach, erhielt sein Sohn jede Woche jüdischen Religionsunterricht und zu den hohen Feiertagen besuchte die Familie die Synagoge in Stuttgart. Ansonsten war Fredy Kahns Alltag aber kaum von dem der katholischen Schulkameraden zu unterscheiden.

Erst als er schon als Arzt in Nagold tätig war, führten verschiedene Erlebnisse dazu, dass er sich bewusst zum Jüdischsein bekannte und sich gegen Antisemitismus engagierte. Ein einschneidendes Erlebnis war der Moment, als er die Wahrheit über die antisemitische Grundeinstellung vieler Bewohner in seinem Heimatort erfuhr. Als letzter Jude emigrierte Fredy Kahn symbolisch aus Baisingen, indem er das Haus seiner Vorfahren verkaufte.

Zahlreiche Fotografien unterstreichen den Eindruck von Fredy Kahns Schilderungen.

Interview am 24. November 2021 in Maisenbach, Deutschland

Josef Kalmanovicz

Josef Kalmanovicz wurde 1925 im damals polnischen Smorgon, einem Zentrum jüdischer Kultur, geboren. Als die Wehrmacht Smorgon 1941 besetzte, kam er zu einer deutschen Stellungsgruppe, deren Mitglieder er als sehr freundlich beschrieb. Er arbeitete dort in der Küche, später dann beim Eisenbahnbau und als Holzfäller. 1943 wurden seine Eltern umgebracht, er selbst konnte in die Wälder fliehen, wo er sich einer russischen Partisanengruppe anschloss. Nach dem Krieg blieb er bis 1957 in Europa, ehe er nach Israel auswanderte.

Interview am 21. Juli 2013 in Shavei Zion, Israel

Ernest Kolman

Ernest Kolman berichtete im Rahmen einer Gedenkwoche im oberen Nagoldtal von seiner eigenen Geschichte und dem Schicksal seiner beiden Cousinen, Ruth und Rosemarie Marx, die ihre Wurzeln im Nordschwarzwald hatten. Deren Vater, Dr. Eugen Marx, war ein beliebter Arzt, bis ihm die Nationalsozialisten die Ausübung des Berufs unmöglich machten. E. Kolman schilderte u.a. seine eindrücklichen Erinnerungen an die Reichskristallnacht und betonte mehrfach, wie unbegreiflich es ihm ist, dass sich ganz normale intelligente Leute in Massen der nationalsozialistischen Bewegung angeschlossen hatten. Er selbst fand als 12-Jähriger in England Aufnahme. Doch auch dort waren die ersten Jahre schwierig, nicht nur, weil er ganz auf sich allein gestellt war, sondern weil er als Deutscher zum Feind gehörte.

Vortrag am 29. September 2016 in Nagold, Deutschland

Ruth Krammer

Ruth Krammer wurde in Hildesheim als Kind einer wohlhabenden Familie geboren. Ihre Kindheit war zum einen von der Geborgenheit im Haus der Großeltern geprägt, zum anderen aber seit 1933 auch von einem ständigen Gefühl der Angst. Tief eingeprägt haben sich ihr die Erlebnisse rund um die Reichspogromnacht 1938. 1939 gelang es der Familie, mithilfe einer Tante in die USA zu fliehen. Mit Deutschland brach sie ganz, die USA - insbesondere Chicago - wurden ihr zur neuen Heimat. Über ihren Mann Bob bestanden Kontakte nach Israel, wohin sie später übersiedelten. Und auch nach Deutschland reiste sie in hohem Alter noch einmal. Sie starb am 7. März 2020, möge ihr Andenken zum Segen sein.

Interview am 21. Juli 2013 in Regba, Israel

Ivan Lefkovits

Ivan Lefkovits war sieben Jahre alt, als er mit seiner Familie 1944 verhaftet und ins KZ Ravensbrück deportiert wurde. Mit seiner Mutter wurde er dann später ins KZ Bergen-Belsen überführt. 1945 erlebte Lefkovits die Befreiung des Lagers, der Rest seiner Familie starb. Ab 1956 studierte Lefkovits in Prag Chemie. Studium und Beruf führten ihn über Nepal und Frankfurt nach Basel. Dort half er beim Aufbau des Instituts für Immunologie und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung.

Vortrag am 26. Januar 2023 in Calw, Deutschland
Gedenkabend Landkreis Calw

Ben Lesser

Ben Lesser war elf Jahre alt, als die Deutschen in Krakau einmarschierten und er entsetzliche Gräueltaten der deutschen Soldaten mit ansehen musste. Die Familie entging zunächst dem Ghetto durch einen Umzug aufs Land. Doch die Ruhe währte nicht lange. Schon bald landete die Familie im berüchtigten Ghetto Bochnia, wo sich erneut unglaubliche Gräueltaten abspielten. Einem Teil der Familie gelang die Flucht nach Ungarn, doch die Eltern wurden verraten. Aber auch in Ungarn war Ben Lesser nicht lange sicher, und er kam mit den übriggebliebenen Familienmitgliedern nach Auschwitz. Mit Geschick und Klugheit schaffte er es, sich und die Angehörigen vor den Gaskammern zu retten. Doch trotz aller Anstrengung waren am Kriegsende nur noch er und seine Schwester Lola am Leben. Nach seiner Emigration in die USA widmete Ben Lesser – stellvertretend für viele andere – sein Leben der Erinnerung.

Vortrag am 25. Januar 2018 in Nagold, Deutschland

Ben Lesser

Ben Lesser war elf Jahre alt, als die Deutschen in Krakau einmarschierten und er entsetzliche Gräueltaten der deutschen Soldaten mit ansehen musste. Die Familie entging zunächst dem Ghetto durch einen Umzug aufs Land. Doch die Ruhe währte nicht lange. Schon bald landete die Familie im berüchtigten Ghetto Bochnia, wo sich erneut unglaubliche Gräueltaten abspielten. Einem Teil der Familie gelang die Flucht nach Ungarn, doch die Eltern wurden verraten. Aber auch in Ungarn war Ben Lesser nicht lange sicher, und er kam mit den übriggebliebenen Familienmitgliedern nach Auschwitz. Mit Geschick und Klugheit schaffte er es, sich und die Angehörigen vor den Gaskammern zu retten. Doch trotz aller Anstrengung waren am Kriegsende nur noch er und seine Schwester Lola am Leben. Nach seiner Emigration in die USA widmete Ben Lesser – stellvertretend für viele andere – sein Leben der Erinnerung.

Vortrag (Englisch mit Übersetzung) am 27. Januar 2018 in Bad Liebenzell, Deutschland

Alda M.

Die 1927 geborene Alda M. wuchs in der italienischen Küstenstadt Livorno (Italien) auf. Ihre Familie hatte nicht nur jüdische Wurzeln, sondern auch schottische. Mehrere Verwandte waren engagierte Sozialisten, weshalb Alda ganz unterschiedliche Prägungen mit auf ihren Lebensweg mitbekam. Ihre Familie war angesehen und wohlhabend. Eines der einschneidendsten Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend war, wie Menschen, die vorher um die Bekanntschaft mit ihrer Familie gebuhlt hatten, mit dem Aufstieg Mussolinis plötzlich nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchten. Sie selbst hatte einen starken Gerechtigkeitssinn und scheute sich schon als Kind nicht davor, den Mund aufzumachen. Auch einen verwundeten deutschen Soldaten rettete sie bei einem Luftangriff in Siena, wo die Familie die Jahre 1944/45 bei Verwandten verbrachte, das Leben.

Interview am 24. März 2017 in Shavei Zion, Israel

Vardit Meir

Vardit Meir war neun Jahre alt, als die Familie in den Geburtsort des Vaters nach Holland flüchtete. Doch die Ruhe in der neuen Heimat währte nicht lange, denn 1940 marschierten die Deutschen auch dort ein. Schon sehr früh wurde der Vater abgeholt und auch der Weg der Mutter führte ins Konzentrationslager. Zwei Geschwister und Vardit selbst können untertauchen, doch die Familie wird auseinandergerissen. Vardit Meir fand an 14 verschiedenen Plätzen Unterschlupf. Aber als Kind so ganz auf sich allein gestellt, fühlte sie sich oft einsam. Umso größer war ihr Glück, als sie die beiden überlebenden Geschwister am Ende des Krieges wiederfand. 1948 emigrierte Vardit Meir nach Israel und gründete dort eine große Familie. Zu mehreren Menschen, die ihr geholfen hatten, hielt sie lebenslangen Kontakt. Vardit Meir starb im Januar 2022.

Interview am 22. Juli 2013 in Shavei Zion, Israel

Ruth Michel

Ruth Michels Vater war Jude, weshalb ihre Familie mit dem Aufkommen der Rassegesetze von Königsberg in das damals polnische Dorf Mikuliczyn übersiedelte. Doch als die Deutschen einmarschieren waren sie auch dort bedroht. Der Vater verließ seine Frau und die beiden Töchter, um seine Familie zu schützen. Die Verantwortung zur Versorgung der Familie mit Lebensmitteln übertrug er dabei der 13jährigen Ruth. Doch die Deutschen waren gründlich, und im Dezember 1941 wurden alle jüdischen Bewohner des Dorfes - auch ihr Vater - verschleppt und hingerichtet. 2010 kehrte Ruth Michel an den Tatort zurück und pflegte ihn seitdem als Gedenkstätte.

Vortrag am 28. Januar 2020 in Wildberg, Deutschland

Ruth Michel

Ruth Michels Vater war Jude, weshalb ihre Familie mit dem Aufkommen der Rassegesetze von Königsberg in das damals polnische Dorf Mikuliczyn übersiedelte. Doch als die Deutschen einmarschieren waren sie auch dort bedroht. Der Vater verließ seine Frau und die beiden Töchter, um seine Familie zu schützen. Die Verantwortung zur Versorgung der Familie mit Lebensmitteln übertrug er dabei der 13jährigen Ruth. Doch die Deutschen waren gründlich, und im Dezember 1941 wurden alle jüdischen Bewohner des Dorfes - auch ihr Vater - verschleppt und hingerichtet. 2010 kehrte Ruth Michel an den Tatort zurück und pflegte ihn seitdem als Gedenkstätte.

Vortrag am 27. Januar 2020 in Bad Liebenzell, Deutschland

Rachel Miller

Rachel Miller erlebte eine behütete Kindheit. Der Vater war Militärarzt und hatte hohe Ansprüche an seine Tochter. Als ihre Schule für jüdische Kinder geschlossen wurde, nahm ein katholischer Priester sie an seiner Schule auf. Bald darauf folgte die Deportation der gesamten Familie nach Theresienstadt. Rachel Miller war zwar noch ein Kind, doch weil sie geschickt war und schnell lernte, konnte sie in der Landwirtschaft arbeiten. Die Bauern hätten sie gerne bei sich behalten, aber als ihre Familie nach Auschwitz gebracht werden sollte, entschloss sie sich mitzugehen. In Auschwitz wurde sie von der restlichen Familie getrennt. Diesen Ort beschrieb sie als Hölle. Ein wenig Mitmenschlichkeit erlebte sie dagegen in der Begegnung mit einem SS-Mann während des Transports nach Bergen Belsen und zwei Wachfrauen im dortigen Lager.

Interview am 19. Mai 2019 in Maalot, Israel

Avigdor Neumann

Avigdor Neumann wurde 1931 in der damaligen Tschechoslowakei geboren. Im März 1944 marschierten die Deutschen ein, Juden wurden gezwungen, einen gelben »Judenstern« auf der Kleidung zu tragen. Wenig später geschah die Zwangsumsiedlung ins Ghetto. Schließlich wurden sie in einem Viehwaggon deportiert – Richtung Auschwitz-Birkenau. Auf den Arm bekam er eine Nummer eintätowiert, die auch 80 Jahre später noch zu sehen ist: B14665.

Vortrag am 27. Januar 2024 in Shavei Zion, Israel, Deutschland
Liveschaltung zum Holocaust-Gedenktag 2024 in Maisenbach

Mordechai Papirblat

Der 1923 geborene Mordechai Papirblat wurde als 17Jähriger ins KZ Auschwitz deportiert, zuvor war er aus dem Warschauer Ghetto geflohen. Vor dem Krieg hatte er sich viel handwerkliches Geschick durch Arbeiten, aber auch durch Beobachten angeeignet. Das kam ihm im Lager zugute, wo er an verschiedenen Stellen zur Arbeit eingeteilt wurde. Mit Geschick und List schaffte er es immer wieder, sich (und andere) aus bedrohlichen Situationen herauszumanövrieren – aber nicht immer. Mit Humor und eisernem Willen trotzte er Willkür und Hunger. Im Januar 1945 konnte er vom Todesmarsch fliehen, und kehrte durch Schnee und Kälte in seine Heimatstadt heim. Aber von der einst großen Familie ist nur er allein übriggeblieben. Mordechai Papirblat, der Namensgeber unseres Projekts, starb am 27. Dezember 2022, möge sein Andenken zum Segen sein. Es gibt einen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel über ihn.

Vortrag am 21. Juli 2013 in Shavei Zion, Israel

Mordechai Papirblat

Mordechai Papirblat gelang als 17-Jährigem die riskante Flucht aus dem Warschauer Ghetto zu Verwandten auf´s Land. Doch anstatt dort einen Zufluchtsort für die Familie vorbereiten zu können, wurden auch dort die Juden verfolgt und er wurde 1942 nach Auschwitz deportiert. Dass er sich durch praktische Arbeit und Beobachten im Dorf viel handwerkliches Geschick angeeignet hat, das kam ihm im Lager mehrmals zugute. Mit Geschick und List schaffte er es immer wieder sich (und andere) aus bedrohlichen Situationen herauszumanövrieren . Mit dem ihm eigenen Humor und seinem eisernen Willen trotzte er Willkür und Hunger. Im Januar 1945 konnte er vom Todesmarsch fliehen, und kehrte durch Schnee und Kälte in seine Heimatstadt heim. Aber von der einst großen Familie war nur er allein übriggeblieben. Mordechai Papirblat, der Namensgeber unseres Projekts, starb am 27. Dezember 2022, möge sein Andenken zum Segen sein. Es gibt einen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel über ihn.

Vortrag am 13. Oktober 2015 in Bad Liebenzell, Deutschland
(Hebräisch mit dt. Übersetzung)

Mirjam Pollin

Obwohl Mirjam Pollin in keinem KZ und keinem Ghetto war, hat der Holocaust doch auch in ihrem Leben viele Narben hinterlassen. Ausgrenzung und Einsamkeit prägten ihre Kindheit und Jugend. Zunächst in Deutschland, wo die Repressalien immer stärker wurden. Als Kind wurde sie einmal zum Brot kaufen geschickt. Doch im Laden wurde ihr von der Verkäuferin gesagt, dass sie an Juden nichts verkaufe. Der ganze Laden stand voll, aber nicht einer half ihr. Auch Schweden, wo sie die ersten Jahre bei Pflegeeltern unterkam, ehe sie mit 15 Jahren auf eigenen Füßen stehen musste, wurde ihr nie zur Heimat. Die Menschen dort hatten vor allem Angst, dass die Flüchtlinge ihnen die Arbeit wegnehmen würden. Auch Übergriffen war sie mehrfach ausgesetzt. Erst als sie ihren Mann, einen 19-Jährigen aus Berlin kennenlernte, fand sie die Sicherheit, die sie sich immer gewünscht hatte. Bis ins hohe Alter nagten Selbstvorwürfe an ihr, dass sie ihre Mutter allein in den Fängen der Nazis zurückgelassen hatte. Mirjam Pollin starb im März 2021.

Interview am 27. März 2017 in Shavei Zion, Israel

Ronny Reich

Ronny Reich berichtete von seiner Mutter Herta, die im österreichischen Mürzzuschlag geboren und aufgewachsen war. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 floh sie mit 21 Jahren aus ihrer Heimat. Auf ihrer sechs Jahre währenden Flucht lernte sie ihren späteren Mann – Ronny Reichs Vater – kennen. Gemeinsam begannen sie im britischen Mandatsgebiet Palästina nach dem zweiten Weltkrieg ein neues Leben. Die Erinnerungen an ihre Flucht hielt Herta Reich in einem kleinen Büchlein, das den Titel »Zwei Tage Zeit« fest. Einmal im Jahr besuchte Ronny Reich das Gymnasium in Mürzzuschlag, das heute den Namen seiner Mutter trägt, um den Schülern dort von den Erlebnissen seiner Mutter zu berichten.

Interview am 28. März 2017 in Jerusalem, Israel
Ronny Reich berichtet vom Schicksal seiner Mutter.

Mascha Schapirstein

Mascha Schapirstein wurde in Tauroggen in Litauen geboren. Ihre an Tuberkulose erkrankte Mutter verlor sie schon sehr früh. Als die Nationalsozialisten die Herrschaft übernahmen, war eine medizinische Behandlung im angrenzenden Deutschen Reich nicht mehr möglich. Als Hitler begann, seinen Herrschaftsbereich auszudehnen, floh der Vater mit der Restfamilie mitten in der Nacht. Unterwegs wird die 12Jährige Mascha von einem Bombensplitter getroffen. Letztlich fallen sie doch in die Hände der Nazis. Der Weg durch verschiedene Ghettos und Lager brachte für Mascha nicht nur den Verlust des Bruders und der Großmutter mit sich, sondern immer wieder auch körperliches Leid.

Nach Kriegsende kehrten sie und ihr Vater in den Heimatort zurück, wo sie wenig freundlich aufgenommen wurden und es schwer hatten Arbeit zu finden. In den 1950er Jahren entschlossen sie sich zur Auswanderung nach Israel.

Interview am 22. Juli 2013 in Shavei Zion, Israel

Theresa Schwarzmann

Die Bilder, die Theresa schon als Kind mit ansehen musste, verfolgten sie ein Leben lang. Zusammen mit ihrer Mutter und der sechs Jahre älteren Schwester lebte sie in verschiedenen Ghettos und Lagern. Mehrmals war sie Augenzeugin von Massenerschießungen. Die Menschen in ihrer Baracke waren von Krankheiten und Parasiten gezeichnet. Dass sie und einige andere diese Zustände überlebt hatten, ist ihr fast unbegreiflich. Als sie kurz vor Kriegsende zusammen mit ihrer Schwester zu rumänischen Pflegeeltern kam, hatte sie das Gefühl, im Paradies zu sein. Nach dem Krieg kehrte Theresa Schwarzmann in ihre Heimat Tschernowitz (Ukraine) zurück. Nach dem frühen Tod ihres Mannes wanderte sie 1981 nach Israel aus.

Interview am 21. Juli 2013 in Shavei Zion, Israel

Chassia Selanski

In den Kriegsjahren 1941 bis 1945 musste die in Litauen geborene Chassia Selanski viele Schrecken miterleben, die ihr Leben bis ins hohe Alter prägten. Als sie neun Jahre alt war, wurde ihre Mutter durch ein Versehen deportiert und ermordet. Sie selbst kommt später zusammen mit ihrer Stiefmutter ins Lager, wo sie neben dem Hunger als ständigem Begleiter auch Schlägen durch die Aufseher ausgesetzt war. Obwohl sie noch ein Kind war, musste sie hart arbeiten und Schützengräben ausheben. Einmal musste sie mit ansehen, wie ihre Stiefmutter fast totgeprügelt wurde. In schlimmer Erinnerung war ihr auch, als sie von den Deutschen mit nichts in den Wald geführt wurden, und dort eine Woche lang ohne Essen, Decken u.a. ausharren mussten. Nach dem Krieg fand die Familie wieder zusammen und blieb zunächst in Wilna (Vilnius, Litauen) wohnen.

Interview am 21. Juli 2013 in Shavei Zion, Israel

Asher Ud

Asher Ud kam 1928 in der kleinen Stadt Zduńska Wola in Polen zur Welt. 1940 wurde er mit seiner Familie ins Ghetto umgesiedelt. Erst wurde der Vater abtransportiert, dann verloren sich auch die anderen Familienmitglieder. Schon früh war Asher Ud somit auf sich allein gestellt. Noch ein Kind und schwer krank, versuchte er sich mit Arbeit durchzuschlagen. 1944 kam er nach Auschwitz, wo er auf seinen älteren Bruder Berl traf. Er überlebte den Todesmarsch und wurde am Kriegsende aus dem KZ Gunskirchen befreit. Noch 1945 wanderte Asher Ud als Jugendlicher nach Israel aus und baute sich dort ein neues Leben - zuerst beim Militär, dann als Schlosser - auf. Bis er seinen Bruder wiederfand, dauerte es fast 40 Jahre. Erst in fortgeschrittenem Alter begann er über sein Schicksal zu sprechen. Am 29. August 2016 verstarb Asher Ud in Jerusalem.

Vortrag am 27. Januar 2015 in Bad Liebenzell, Deutschland