Vortrag am 13. Oktober 2015 in Bad Liebenzell, Deutschland
Mordechai Papirblat hat 2013 einen Vortrag auf Deutsch in Shavei Zion gehalten, davon gibt es eine weitere Aufnahme. Sein tagebuchartiger Bericht »900 Tage in Auschwitz« ist als Buch in der »Edition Papierblatt« erschienen, weitere Informationen gibt es in der Rubrik »Papirblat«.
Der 1923 geborene Mordechai Papirblat wurde als 17Jähriger ins KZ Auschwitz eingeliefert, zuvor war er aus dem Warschauer Ghetto geflohen. Vor dem Krieg hatte er sich viel handwerkliches Geschick durch Arbeiten, aber auch durch Beobachten angeeignet. Auch sprachlich war er sehr begabt und lernte mehrere Sprachen zu verstehen und sich darin zu verständigen. Beides kam ihm auch im Lager immer wieder zugute, so dass er bedrohlichen Situationen immer wieder entgehen konnte. Mit Humor und eisernem Willen trotzte er Willkür und Hunger. Im Januar 1945 konnte er vom Todesmarsch fliehen, und kehrte durch Schnee und Kälte in seine Heimatstadt heim. Aber von der einst großen Familie war nur er allein übrig geblieben. 1946 wanderte Mordechai Papirblat nach Palästina aus. Im Unabhängigkeitskrieg wurde er schwer verletzt, doch gleichzeitig fand er durch dieses Unglück einen kleinen Rest seiner Familie wieder.
Mordechei Papirblat wurde in Radom (Polen) geboren, wo er bis zu seinem 10. Lebensjahr lebte. Danach zog seine Familie nach Warschau und erlebte dort die ersten Kriegsjahre. Er lebte zwei Jahre im Warschauer Ghetto und flüchtete dann in ein Dorf auf dem Land, um für seine Familie bei Verwandten Zuflucht zu suchen. Als die übrigen Juden auf dem Land auch ihr Zuhause verlassen mussten, kam er in ein anderes Ghetto. Später kam er nach Auschwitz und zum Ende des Krieges wurde er zusammen mit anderen Auschwitz-Gefangenen in einem Todesmarsch nach Westen getrieben. Als sie das Lager Blechhammer erreichten, flüchtete Papirblat. 1946 kam er nach Israel und kämpfte im Unabhängigkeitskrieg in Israel, bis er verletzt wurde. Er heiratete, bekam zwei Kinder und drei Enkel.
Am 1. September 1939 war Papirblat 16 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Papirblats Leben hörte auf, so wie er es kannte. Ein Drittel der Bevölkerung von Warschau waren Juden. Die Stadt wurde Tag und Nacht bombardiert und wurde dreiviertel zerstört, hauptsächlich die jüdischen Viertel. Die Juden mussten die Straßen für die Deutschen wieder freiräumen, die mit einer Siegesparade einfuhren
Die Deutschen veröffentlichten immer neue Regeln, die den Juden immer neue Dinge verboten: Sie durften beispielsweise nicht mehr in die Schule gehen oder durften keine Zeitung mehr kaufen. Ab dem 12. Lebensjahr mussten Juden einen Davidstern tragen.
Ein Verwandter bot ihm Arbeit in einem Gemüselager an. Er war damals klein und abgemagert und sollte dort Wache halten. Eines Nachts hörte er Lärm an der Tür und wusste nicht, was er tun sollte, wenn die jetzt alles ausrauben wollten. Und wenn er sich wehren würde, würden sie ihn umbringen. Was würdet ihr in so einer Situation tun, fragt er die Schüler. Es bleibt zunächst still. Mordechai Papirblat fügt noch hinzu, dass er im Gegensatz zu ihnen jetzt, gar keine Zeit zum Überlegen hatte. Ein Schüler meint, er hätte sie reingelassen – sein Leben sei ihm auf jeden Fall wichtiger gewesen. Aber Mordechai Papirblat meint, er sei ja für das ganze Gemüse verantwortlich gewesen, und das war in der Kriegszeit teurer wie Gold. Das Gemüse war ihre Existenz. Doch er hat eine Idee und ruft ganz laut »Mosche, bring die Revolver her!« – und dann war es plötzlich ruhig. Am nächsten Tag kam der Besitzer und sah, dass sich jemand am Schloss zu schaffen gemacht hatte. Da bekommt er die doppelte Portion Gemüse als Belohnung, was Zuhause wie ein Fest war.
Inzwischen wurde rund um das Ghetto eine Mauer von vier Metern Höhe errichtet. Es gab 3 Arten von Wachen: innerhalb vom Ghetto war die jüdische Polizei, die danach schauen musste, dass jeden Morgen tausende von Arbeitern bereit stehen, um Arbeiten in Warschau zu erledigen. Draußen war die polnische Polizei, die gegen sie war. Und rundherum um das Ghetto gab es noch Wachposten der Nazis
Mordechai hat sich überlegt, wie er abhauen kann. Eine Überlegung war, sich den Arbeitern draußen anzuschließen und dann einen Versuch zu wagen. Aber da galt: einer für alle und alle für einen, und wenn einer versuchte abzuhauen, dann wurden alle bestraft – also hingerichtet und erschossen.
Leute, die blaue Augen und blondes Haar hatten – also arisch aussahen – haben versucht für ganz viel Geld falsche Papiere zu bekommen. Aber er hatte weder das arische Aussehen noch das Geld – und Schönheitsoperationen gab es damals noch nicht, fügt er in dem ihm eigenen Humor dazu.
Nach 2 Jahren, nachdem sie schon alles verkauft hatten, was sie je besessen haben, hat die Familie beschlossen, dass er das Lager verlassen soll. Der Plan war, dass er versuchen sollte, sich zu seiner Tante (väterlicherseits), die auf dem Land einen Bauernhof hatte, durchzuschlagen, und den Platz vorzubereiten, so dass die ganze Familie nachkommen kann.
Es war ein sehr regnerischer Tag. Er hat sich warm angezogen, die Mütze tief ins Gesicht gezogen und mit seinem Vater zusammen einen Platz gesucht, wo er über die Mauer kommen konnte. An einer Stelle, wo ein halbverfallenes Haus an die Mauer stieß, hat ihn sein Vater hochgehoben und er ist drüber gesprungen. Als er auf der anderen Seite war, hat er gesehen, dass seine Hände voller Blut waren – denn auf der Mauer waren Glassplitter und Stacheldraht angebracht. Er hat sich die Hände gewaschen und dann in Richtung Fluss aufgemacht, von wo er mit einem Dampfer bis zu seinem Ziel fahren wollte
Nach etwa 100m kommt ihm ein polnischer Junge in seinem Alter entgegen, der Geld will – sonst verpfeift er ihn beim dt. Wachmann. Er schafft es, ihn in einen verlassenen Innenhof zu locken. Er weiß, dass von dort ein Ausgang zu einer anderen Straße führt. Dann tut er so, als ob er Geld aus seiner Hosentasche ziehen will und schlägt ihm mit der Faust zwischen die Augen, so dass dieser hinfällt und bewusstlos ist. Er schafft es in die andere Straße zu gelangen, aber auch dort schaut ihm jeder ins Gesicht. Sie schauen, ob sie Juden finden, von denen sie Geld erpressen können. Er hatte dann nochmals eine ähnliche Begegnung mit 3 anderen Jungs. Sie nahmen ihm das bisschen Kleingeld, das er noch bei sich hatte – hatten dann aber Erbarmen und ließen ihn laufen
Er schaffte es auf den Dampfer. An der ersten Anlegestelle wartete eine Schulklasse der dt. Luftwaffe, die auf dem Dampfer wie Heuschrecken einfielen. Dann fingen sie an, alles was die Polen auf dem Schiff hatten, auszurauben. Er hatte nichts mehr bei sich – aber sein Gesicht. Der Aufpasser will ihn zurück nach Warschau schicken und meint, er dürfe keine Juden transportieren. Aber einige Menschen mischten sich ein, um ihm zu helfen – und tatsächlich ließ er ihn am Ende gehen
Als er im Dorf bei den Verwandten ankam, haben sie ihn nicht mehr erkannt, obwohl er in den großen Ferien erst dort gewesen war – aber er war nur noch ein halber Mensch. Er wollte nicht auf Kosten anderer leben und hat sich deshalb Arbeit gesucht. So wurde er der Lehrer von ihren Kindern und denen der Nachbarn.
Nach einiger Zeit kam ein dt. Verwalter und hat den gesamten Besitz aller Juden beschlagnahmt. Sie hatten nichts mehr – auch kein Einkommen mehr. Mordechai Papirblat hat versucht, im Umland Arbeit zu finden. Aber das war sehr schwer, denn im nächstliegenden Dorf lebten Volksdeutsche . Und es war sehr gefährlich: denn jeder der einen Juden auslieferte bekam als Belohnung 100kg Zucker oder Salz oder 100l Kerosin.
Er hat dann den Bauern - wo sie Arbeit hatten - geholfen: beim Holz machen, beim Stall ausmisten oder auf den Feldern Eines Tages – als er im Dorf läuft – hört er ein »Halt!« und ein dt. Soldat kommt ihm entgegen und fragt ihn, wer er ist und was er hier macht.Er hat dem Soldaten erzählt, dass er hier bei den Bauern arbeitet, und der Soldat erzählte ihm, dass er von der russischen Front zurückkam. Er berichtete davon, wie schlimm der Krieg in Russland ist, und dass er jetzt Urlaub bekommen hat. Er befiehlt ihm abzuhauen, woraufhin MP sich ins Feld schlägt und im Zickzack läuft, so dass ihn keine Kugel trifft. Er hat den Soldaten gekannt, weil der Mann aus einer Familie war, wo er zwangsgearbeitet hat.
Dann kam der Befehl, dass alle Juden bis zum 1. Januar 1942 die Dörfer verlassen und sich ins nächste Ghetto begeben müssen. Im Ghetto hat er dann auch wieder Arbeit gesucht und verschiedene Arbeiten erledigt, bis am 10. Juli 1942 das ganze Ghetto von SS-Soldaten umzingelt wurde.
Es war früh morgens und sie schrien »Alle Juden raus!«. Sie mussten sich auf der Hauptstraße versammeln. Wer noch nicht ganz wach war und in die falsche Richtung gerannt ist, wurde auf der Stelle erschossen. Alle arbeitsfähigen Männer mussten sich in 5er Reihen aufstellen. In der letzten Reihe waren es nur 4 Männer. Da packte ihn ein SS-Mann und fragte ihn, wie alt er sei. M. Papirblat antwortet 16, der SS-Mann sagt 18 und hat ihn da dazugestellt. Dann kam der Befehl zu marschieren. Sie kamen an ein Sägewerk mit einer großen Halle, wo man ihnen Befahl mit dem Gesicht nach unten und den Händen zur Seite flach hinzuliegen. Angesichts der Maschinengewehre rundherum sprach er sein letztes Gebet. Dann schossen die Soldaten über sie hinweg – so nah, dass er den Wind gespürt hat. Danach kam der Befehl, dass die erste Reihe aufstehen und sich einschreiben lassen soll. Sekretärinnen mit Schreibmaschinen nahmen alle Daten auf. M. Papirblat zeigt die Liste aller Männer, die mit ihm an diesem Tag mit diesem Transport gekommen ist. Alle sind mit einem Kreuz markiert, alle sind schon gestorben. Nur bei ihm steht, dass er abgehauen ist – beim Todesmarsch.
Als alle eingeschrieben waren, sollten sie im Laufschritt bis zu den Viehwaggons rennen. Zuvor wurden die Hände auf dem Rücken fest zugebunden. Der Weg dahin war von SS-Soldaten gesäumt, von denen jeder einen Knüppel, Stock u.ä. in der Hand hatte und auf sie einschlug. Die Frage war, wie mit gebundenen Händen in einen Viehwaggon einsteigen. Sie haben sich dann gegenseitig hochgeschoben. Der ganze Boden war mit Kalk bedeckt und sie mussten fürchterlich husten. Immer wieder gab es lange Wartezeiten, denn das dt. Militär, das an die Front fuhr, hatte Vorfahrt.
Einige Tage nachdem sie in Auschwitz angekommen sind, erfolgte die erste Selektion. Da kam hoher Besuch: Heinrich Himmler, SS-Führer, Gestapo-Chef und Innenminister. Als M. Papirblat in Auschwitz ankam, da gab es nur das eine Lager. Birkenau war noch nicht gebaut und auch die Lager drumherum nicht. Auschwitz hatte ein kleines Krematorium.
Von einem Mann in weißem Kittel – einem Arzt oder Veterinär – wurden sie begutachtet. M. Papirblat hat sich auf die Zehenspitzen gestellt und sich in die Wange gezwickt, um größer und gesünder auszusehen. Als es einen Moment danach aussah, dass der Mann vor ihm stehen bleiben würde, rutschte ihm das Herz in die Hose. Denn bei jedem, wo er stehen blieb und eine Handbewegung machte, der musste auf die Seite raus und wir haben ihn nie wieder gesehen.
Die Aufnahme«zeremonie« war ganz in polnischen Händen, die mit den Juden nicht freundlich umgegangen sind. Papirblat wurde fotografiert und als politisch eingestuft,obwohl er keine Ahnung hatte, was er mit Politik zu tun haben soll. Jeder der fotografiert wurde ist hingefallen und hat Schläge bekommen – er auch. Dann wurden die Nummern mit Nadel und Farbe eintätowiert. Seine Nummer ist relativ kurz, weil er mit einem der ersten Transporte nach Auschwitz kam. Spätere Nummern waren länger und hatten auch das »A« für Auschwitz davor.
Es gab Morgen- und Abendappelle. Bei diesen mussten sie die Mützen auf- und absetzen. Wenn jemand diese zu früh oder zu spät auf- oder absetzte, wurde er bereits aussortiert. Es gab lediglich abends eine Portion Brot, welches klebrig und schwer war. Dieses musste man durch 5 teilen. Eigentlich hätten sie es vierteln müssen, als sich Papirblat allerdings beschwert hat, wurde er geschlagen. Im Judenblock wurde mit Absicht das Morgengetränk zuletzt geliefert, sodass sie vor dem Morgenappell nichts mehr trinken konnten. Im Arbeitskommando arbeitete Papirblat bei der Schienenlegung. Die Schienen waren sehr schwer auf der Schulter und wenn sie herunterfielen, wurden sie der Sabotage beschuldigt und getötet. Bei den Appellen haben sie sich in 10er Reihen nach der Größe geordnet aufstellen müssen. Papirblat war klein und stand daher weit vorne. Die Soldaten suchten nach Mängeln wie fehlenden Knöpfen oder ähnlichem.
Man durfte nach dem Morgenappell nicht mehr in die Blöcke zurück. Es gab zwar viele Wasserhähne, jedoch kein Trinkwasser und Seuchengefahr. Eines Tages hat er, als er sehr durstig war, zusammen mit einem anderen Gefangenen das Wasser aus dem Kessel einer Lokomotive getrunken. Nach einer Weile wurde ihm schlecht und er konnte abends das Brot nicht mehr essen. Am nächsten Tag musste er wieder arbeiten, sonst wäre er aussortiert worden. Am dritten Tag konnte er nicht mehr arbeiten und setzte sich an den Rand. Der Arbeitsdienstführer Schillinger ging rum und erschoss jeden, den er irgendwo fand. Den Gefallen wollte er ihm nicht tun, da er schon einige Monate überlebt hatte. Wäre er zur Krankenstation gegangen, wäre seine Nummer notiert worden und er wäre im Krematorium gelandet. Ein Mitgefangener gab ihm den Rat, Holzkohle zu essen.
Was Papirblat besonders aufgeregt hat, war der Spruch auf den Gürteln der SS-Offiziere: »Gott mit uns«. An den Lagerwänden standen Parolen.
Die Häftlinge waren stark von Läusen befallen. Sie wechselten nie die Kleider und es wurde nur einmal im Winter geduscht. Alle mussten sich ausziehen und stellten sich nackt nach draußen. Block Nummer 1 marschierte im Laufschritt los. Papirblat hatte Angst, aber als er sah, dass die Soldaten mit Stöcken in der Hand standen, wusste er, dass es kein Gas, sondern Wasser war. Sie bekamen keine Seife und keine Handtücher. Das Wasser war eiskalt und diejenigen, die sich nicht ganz nass machten, wurden geschlagen. Danach mussten sie zurücklaufen, jedoch war der Boden sehr glatt und alle, die hinfielen, wurden zertrampelt. Das war das einzige Mal, dass sie in der Zeit geduscht haben.
Um das Brot gab es unter den Gefangenen Krieg. Die Starken lehnten sich gegen die Schwachen auf. Es waren holländische Juden dabei, die sehr intelligent und fein waren. Sie behaupteten, dass ihnen das Brot geklaut wurde. Auch Papirblat wurde das Brot geklaut und ein Freund von ihm wollte das Brot zurück bekommen. Papirblat konnte nicht einschlafen und wartete, bis der Ukrainer, bei dem sie das Brot vermuteten, eingeschlafen war. Er fand bei ihm das Brot.
Papirblat hatte Glück, dass er Deutsch verstand und auch lesen konnte, da alle Befehle auf Deutsch waren. In Auschwitz hatte man keinen Namen, sondern nur eine Zahl. Wenn die Deutschen die Zahl vorgelesen haben, war es auf Deutsch, aber wenn der Vorarbeiter Pole oder Ukrainer war, musste man die Zahl auf Polnisch oder Russisch sagen. Eines Tages, als Papirblat zu seiner Arbeit gehen wollte, hat ihn einer am Kragen gepackt und festgehalten. Anhand der Nummer konnte er erkennen, dass es ein Capo war. Der Capo brachte ihn zu einem neuen Arbeitskommando und Papirblat war der einzige Jude dort. Für seine neue Arbeit musste er zwölf Kilometer in Begleitung zweier SS-Offiziere und vier Hunden aus dem Lager rauslaufen. Ihre Arbeit bestand darin, einen ehemals jüdischen Fischteich zu reinigen, um dort Karpfen zu züchten. Sie bekamen Holzkisten zum Ausschöpfen des Teichs, jedoch waren die Griffe nicht behandelt und der Weg durch das Wasser sehr nass. Der Capo schlug einen Häftling nieder und Papirblat fragte, ob er seine Position übernehmen durfte. Durch seine Arbeit auf dem Bauernhof konnte er das sehr gut. Der Capo bot Papirblat zusätzlich noch an, die Suppe zu verteilen. Dadurch bekam er eine halbe Portion mehr.
Bei der Suppenverteilung wurde bei den Juden von oben das Wasser abgeschöpft und bei anderen Häftlingen von weiter unten. Papirblat kam die Idee, den Teich mit Gras abzudämmen, sodass der Regen die Erde nicht wegschwemmt. Er holte den Capo, um ihm seine Arbeit zu zeigen und dieser wollte ihn zum Vorarbeiter ernennen. Papirblat wollte dies nicht, der Capo sah dies allerdings als Befehl an. Papirblat musste nicht mehr arbeiten, sondern gewährleisten, dass die anderen gut arbeiten und sie bei Bedarf schlagen.
Ein älterer Häftling machte die Arbeit nicht richtig und Papirblat wollte ihm zeigen, wie es geht. Der Capo sah das und schlug ihn. Für diesen war das eine Ehrverletzung für die Vorarbeiter, dass Papirblatt gearbeitet hatte. Papirblat musste ab diesem Zeitpunkt Aufgaben für den Capo erledigen. Er sollte einen ein Kilo schweren Karpfen lebendig in das Lager schmuggeln und ihn in die Küche tragen. Papirblat hatte Bedenken und Angst, da man bei jedem Ein- und Ausgehen durchsucht wurde und der Schmuggel verboten war. Er band sich den Fisch um die Hüfte mit Draht und schloss den Mantel darüber. Ein paar Meter vor dem Tor nahm der Capo ihn aus der Reihe und sagte, er solle jetzt das Kommando angeben. Durch die Führungsposition wurde er nicht durchsucht. In der Küche wollte er den Fisch abgeben. Die Arbeitskräfte waren alle polnisch und wollten ihn als Jude hinauswerfen. Erst als Papirblat sagte, er komme im Auftrag vom Capo, wurde er hineingelassen und konnte den Fisch abgeben. Er bekam dafür Margarine, welche er unter den Häftlingen für Brot tauschen konnte.
Es werden Fragen aus dem Publikum gestellt. Er erklärt den Namen Papirblat, der von seinem Vorfahren kommt, der Journalist war.
Er geht auf Nachfrage auf seine Flucht auf dem Todesmarsch ein. Sie waren dabei ohne Essen und Trinken und ohne Schlaf unterwegs. Wer nicht schnell genug oder neben der Straße gelaufen ist, wurde erschossen. Es sind nur wenige angekommen. Ein Freund von Papirblat ist ausgerutscht, er wollte ihm helfen, aber ein SS-Offizier hat den Freund erschossen. Papirblat machte immer wieder Schneebälle, die er dann gegessen hat. Wenn er erwischt wurde, hat man ihn geschlagen. Nach der Überquerung der deutschen Grenze waren die SS-Offiziere müde und machten Rast. Dort hat Papirblat beschlossen, zu fliehen. Zusammen mit anderen ist er geflohen. Die deutschen Soldaten schossen auf sie, trafen Papirblat allerdings nicht. Er brauchte noch zwei Wochen bis nach Hause nach Radom. Danach begann er, seine Verwandten zu suchen.
Er wird nach dem Verbleib seiner Familie gefragt. Er suchte seine Verwandten durch das Rote Kreuz und andere Organisationen. Sein Haus war zerstört und sein Nachbar hat das Grundstück an sich genommen. Von seinen Verwandten hat niemand überlebt.
Er wird gefragt, ob es Deutsche oder Polen gab, die ihm geholfen haben. Er verneint dies. Nach dem Kriegsende haben Polen angefangen, Pogrome gegen Juden zu machen. Er hat selbst zwei Pogrome nach Kriegsende überlebt.
Es wird gefragt, wie er bei seiner Flucht aus dem Ghetto über die Mauer kam. Er ist von der Mauer aus gesprungen und hat sich dabei den Fuß verstaucht.
Er wird gefragt, wie lange er insgesamt gefangen war. Rechnet man die Zeit im Ghetto mit, war Papirblat 6 Jahre gefangen. Die Zeit, die er im Konzentrationslager verbracht hat, umfasst etwa 3 Jahre.
Er wird gefragt, ob er noch andere Überlebende kennt. Es gibt einen Ausdruck im Ghetto für einen Mann, der demnächst stirbt. Papirblat durfte einmal die Töpfe der SS putzen. Er hat dabei die Reste abgekratzt und gegessen. Seine Suppe gab er einem solchen todgeweihten Mann, damit dieser sich stärken konnte. Ein SS-Soldat kam zu ihm und fragte, was er für die Suppe bekommen habe. Er dachte, er habe die Suppe verkauft. Der SS-Mann lachte und sagte, dass der Mann nicht mal bis morgen überleben würde. In Auschwitz gab ein Vater seine Suppe nicht einmal seinem Sohn. Papirblat bekam dafür eine Strafe, dass er auf Zehenspitzen stehen und einen Stein hoch über seinen Kopf halten musste. Ebenfalls Außerdem durfte er nicht mehr die Töpfe putzen und wurde zur schwersten Arbeit geschickt. Jahre später bekam er unangemeldeten Besuch, welcher sich als der Mann entpuppte, dem er damals die Suppe gegeben hat. Er hatte dem Mann damit das Leben gerettet.
Er hätte sehr wahrscheinlich nicht überlebt, weil die Wache nicht viele Juden am Leben gelassen hat. Er bekam die Siegesparade mit, die in Warschau einmarschiert ist. Die Piloten brüsteten sich mit ihren Bombardierungen in der Stadt, die sie verursacht haben.
Er wird gefragt, ob ihm auch etwas Positives in der Zeit passiert ist. Papirblat ist sehr hilfsbereit und hat den ausländischen Häftlingen geholfen, sich zurecht zu finden, da sie die deutsche Sprache nicht gekannt haben. In der Bibel steht, dass der, der eine Seele rettet, so sei als hätte er die ganze Welt gerettet.
Es gibt in Palästina eine Stelle, bei der man nach seinen Verwandten und Freunden suchen kann und Adressen sowie Informationen rausgibt.
Es wird gefragt, ob er andere Überlebende wiedergefunden hat. Einer von Papirblats Mithäftlingen hat während der Arbeit gesungen. Als ein SS-Offizier gefragt hat, wer das war und mit Strafe drohte, hat sich keiner gemeldet. Papirblat stand neben dem Mann, der gesungen hat. Der Sänger, welcher früher an einer Oper angestellt war, meldete sich und sollte dem Soldaten daraufhin vorsingen.