Schaue dir den Videoausschnitt an, in dem sich Amira Gezow vorstellt:
0:00:00-0:01:45
a) Beschreibe deinen Eindruck, den du von Amira Gezow gewinnst, mit einigen Adjektiven.
b) Am Ende des Videos sagt Amira Gezow über den Tag, als die Nazis an die Macht kamen »Da war es mit dem guten Leben vorbei.« Was könnte sie denn erlebt haben? Schreibe deine Vermutungen auf und vergleiche sie am Ende der Arbeitseinheit mit dem, was du erfahren hast.
Aufgabe 2: Amira Gezows Lebenslauf
Erstelle einen tabellarischen Lebenslauf von Amira Gezow.
Verwende dazu die folgende Zusammenfassung des Videoberichts von Amira Gezow:
Zeichne den Lebensweg von Amira Gezow auf einer Karte ein (Google maps).
Bezeichne die einzelnen Lebensstationen mit einem Stichwort (z.B. Geburt, Schule, Ghetto) und erläutere jeweils in 1 bis 2 Sätzen, welche Bedeutung dieser Ort für Amira Gezow hatte.
Infobox: Wie stelle ich einen Lebensweg mit Google Maps dar?
Trage den Geburtsort auf der erste Zeile ein und den ersten weiteren Wohnort auf der zweiten Zeile ein.
Klicke auf »Reiseziel hinzufügen«. Es erscheint eine weitere Linie. Schreibe darauf den nächsten Aufenthaltsort.
Wiederhole Schritt 4 so lange bis du alle Orte eingetragen hast.
-Fertig- -Nun kommt der Screenshot-
Drücke auf deiner Tastatur oben rechts die Taste »Drucken«
(Der Computer fotografiert so den Bildschirm ab)
Öffne das Programm »Paint« und drücke die Tastenkombination Strg + V zum Einfügen.
Wähle durch »Auswählen« und »Zuschneiden« einen geeigneten Bildausschnitt aus, sodass der gesamte Lebensweg gut zu sehen ist.
Füge zu den einzelnen Orten Textfelder ein
Speichere das Bild als .jpg-Datei.
Aufgabe 4: Amira Gezows Familie
Erstelle einen Stammbaum der Familie von Amira Gezow und notiere stichwortartig, was wir über die einzelnen Familienmitglieder erfahren.
Gehe dabei auch darauf ein, welche Rolle der jüdische Glaube / die Religion für die einzelnen Familienmitglieder spielte.
(Videoausschnitte:
0:00:00-0:01:05,
0:09:30-0:13:50,
0:16:40-0:19:25,
0:25:40-0:27:43,
0:50:00-0:53:00,
1:15:40-1:22:00,
1:39:00-Ende)
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitte: ca. 22 min.)
Zusatzmaterial: weitere Informationen findest du unter:
Amira Gezow beschreibt kurz ihre Schulzeit in Mannheim, das Lernen im Lager Gurs und im Kinderheim in La Jonchere (bei Limoge).
Vergleiche die Schulzeit bzw. die Möglichkeiten des Lernens von Amira Gezow mit deiner eigenen Schulzeit. Erstelle dazu eine Tabelle.
(Videoausschnitte:
0:17:30-0:19:25,
1:03:47-1:05:05,
1:10:35-1:15:35)
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitte: ca. 9 min.)
Aufgabe 6: Deportation nach Gurs
6500 badische und pfälzische Juden wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, unter ihnen auch Amira Gezow.
Beschreibe, wie sie diese Deportation erlebte (Bedingungen, Transport, Umgang mit behinderten Menschen, Ankunft im Lager).
(Filmausschnitt:
0:29:40-0:45:00)
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitt: ca. 16 min.)
Aufgabe 7: Die Lager Gurs und Rivesaltes
Lies die Zusatzinformationen zu den Lagern Gurs und Rivesaltes in Frankreich und zu Vichy-Frankreich.
Arbeite zwei charakteristische bzw. prägende Erlebnisse von Amira Gezow in den Lagern Gurs und Rivesaltes heraus und formuliere ihre Gefühle und Gedanken, die mit diesen Erlebnissen verbunden sind.
(Filmausschnitt:
0:40:40-1:10:38)
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitt: ca. 30 min.)
Infobox: Lager in Gurs
Gurs liegt in Südfrankreich, nördlich der Gebirgskette der Pyrenäen.
Das Lager in Gurs war ein Internierungslager. (Internieren = Angehörige eines feindlichen Staates in Lagern einsperren).
Im Oktober 1940 wurden über 6500 Juden aus Südwestdeutschland nach Gurs verschleppt. Dort war nichts für die Ankunft vorbereitet. Es gab kein Essen. Die Witterung war schlecht, alles war voll Schlamm. Bald starben die ersten Menschen.
Gurs war das größte Internierungslager in Frankreich mit 400 Baracken. In jeder Baracke schliefen 60 Leute. Doch der Platz war eng. Jeder hatte weniger als 1m Platz zum liegen.
Der Boden war aus blankem Lehm. Anfangs schliefen die Menschen auf dem blanken Erdboden, später gab es Strohsäcke.
Männer und Frauen waren in Gurs getrennt untergebracht. Zu essen gab es Wassersuppe mit Brot. Das reichte kaum zum Überleben. Zusätzlich mussten viele Zwangsarbeit leisten.
Die Menschen in Gurs litten unter der Kälte, dem Schlamm, der Trennung von der Familie und den katastrophalen hygienischen Bedingungen. Viele wurden krank. Täglich starben Menschen.
Von 1940 bis 1944 waren in Gurs mehr als 18.000 Menschen interniert.
Die meisten der Menschen, die in Gurs interniert waren, wurden 1944 abtransportiert und in Auschwitz ermordet.
Rivesaltes liegt in Südfrankreich ca. 200 km von Gurs entfernt, nahe des Mittelmeeres. Im Sommer war es dort drückend heiß im Winter eisig kalt.
Rivesaltes war ursprünglich ein Militärlager. Doch weil das Lager in Gurs überfüllt war, und die Verantwortlichen überfordert waren wurde Rivesaltes im Januar 1941 zum Internierungslager für Juden, aber auch für andere Volksgruppen. Auch in Rivesaltes waren die Überlebensbedingungen katastrophal. Die Menschen waren ausgehungert und es gab viele ansteckende Krankheiten.
Die Lagerleitung erlaubte freiwilligen Hilfswerken, wie zum Beispiel dem Roten Kreuz, den Menschen zu helfen. Einige Schwestern des Roten Kreuzes blieben freiwillig dauerhaft im Lager, um den Menschen zu helfen.
Das Lager war per Zug erreichbar. Auf diesem Weg wurden in grausamer Weise von August 1942 bis November 1942 2.300 Juden über Paris nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Der zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 mit dem Angriff der Deutschen auf Polen und dauerte bis Mai 1945.
Im September 1939 erklärte u.a. Frankreich Deutschland den Krieg. Der Krieg brachte viele Tote und Zerstörung.
Im Jahre 1940 wurde am 22. Juni der Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich beschlossen. Dies markierte die Niederlage von Frankreich. Deutschland stellte harte Bedingungen. 60% von Frankreich wurden besetzt, die Kosten dafür musste Frankreich bezahlen. Elsass-Lothringen kam unter deutsche Verwaltung.
Im Süden von Frankreich entstand das sogenannte Vichy-Frankreich. Es hieß so, weil die Regierung in der Stadt Vichy ihren Sitz hatte.
Der Französische Marschall Pétain führte dort die Regierung. Er arbeitete mit den Nationalsozialisten zusammen. Das nannte man Kollaboration. Die Mehrheit der Franzosen war für diese Zusammenarbeit. Sie hofften, dass es ihnen dadurch bessergehen würde. Vichy-Frankreich war damit auch aktiv in der Verfolgung von Juden.
Es gab auch Menschen in Frankreich, die sich gegen die Nationalsozialisten wehrten. Sie waren gegen Kollaboration- gegen die Zusammenarbeit mit den feindlichen Deutschen. Diese Menschen waren in der Résistance (dt.: Widerstand). Sie halfen Juden.
Amira Gezow hätte nicht überlebt, wenn da nicht auch Menschen gewesen wären, die ihr halfen – teilweise unter schwierigsten Bedingungen.
Betrachte die Videoausschnitte, in denen Amira Gezow von besonderen Helfern und Hilfsorganisationen erzählt, die sie während ihrer Zeit in den Lagern Gurs und Rivesaltes erlebt hat.
a) Erstelle eine Übersicht über die Hilfsorganisationen von denen Amira Gezow berichtet. Beschreibe, wie die Hilfe aussah und welche Beweggründe es für die Hilfe gab. (Achtung: Œuvre de Secours aux Enfants (OSE) und die »Secours suisse« (Schweizer Rotes Kreuz) werden leicht verwechselt. Recherchiere weitere Informationen zu beiden Hilfsorganisationen.)
Infobox: Œuvre de secours aux enfants (OSE)
Im Jahr 1912 wurde in St. Petersburg durch jüdische Ärzte gegründet als jüdische Hilfsorganisation. Schon während des ersten Weltkrieges setze sich die OSE für Opfer des Krieges, für Flüchtlinge, vor allem aber für Kinder ein.
Im Jahr 1923 verlegte die Organisation ihren Sitz nach Berlin. Albert Einstein übernahm den Ehrenvorsitz.
1933 verlegte sie ihren Sitz verlegte sie ihren Sitz, aufgrund der Machtergreifung der Nationalsozialisten, nach Paris.
Während dem zweiten Weltkrieg unterhielt die OSE Kinderhäuser und Waisenheime in ganz Frankreich, sie organisierten Evakuierungen von Kindern aus bombardierten Städten, leisteten Fluchthilfe, - auch in die Vereinigten Staaten. Ab 1943 wurden auch in der Schweiz Einrichtungen zur Rettung von Kindern aufgebaut.
Als 1945 bei der Befreiung von Buchenwald fast 1000 Kinder dort im Lager gefunden wurden, nahm sich OSE auch dieser Kinder an und organisierte deren Aufnahme in der Schweiz, in England und in Frankreich.
Hashomer Hatzair (Hashomer = »der Wächter«) ist eine jüdische Jugendbewegung.
Sie wurde 1913 in Europa als Pfadfinderbewegung gegründet.
Ihr Ziel war von Anfang an auch, ein neues Leben für Juden in Israel zu ermöglichen. Darum gründeten Sie in Israel viele Kibbuzim.
(Kibbuz = Eine Art Bauernhof, auf dem man zusammenlebt und arbeitet).
Bis heute gibt es viele solcher Kibbuzim in Israel.
Viele Juden wanderten nach Israel aus. Das nannte man »Alija«.
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Hashomer Hatzair 70.000 Mitglieder.
Während des Krieges und durch die Judenverfolgung im dritten Reich wurde Hashomer Hatzair zu einer Untergrundorganisation.
Ihre Ziele waren:
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Kampf gegen die Wehrmacht (z.B. in Ghetto-Aufständen)
verschiedene Rettungsaktionen in ganz Europa
Heute arbeitet Hashomer Hatzair in 21 Ländern. Sie setzt sich ein für die Bildung von Kindern und Jugendlichen.
Soziale Gerechtigkeit, Selbstbestimmung, Verbundenheit mit dem jüdischen Volk und Respekt gegenüber der Natur sind wichtige Inhalte.
a) Erstelle eine Tabelle, in deren linker Spalte du mit Hilfe des Internets zu den jeweiligen Phasen der Verfolgung der Juden Beispiele und weitere Sachverhalte notierst.
b) Notiere in der rechten Spalte Erlebnisse von Amira Gezow zu den jeweiligen Phasen.
Aufgabe 10: Magda Goldner berichtet von Auschwitz.
Magda Goldner berichtet von ihren Erlebnissen im Konzentrationslager Auschwitz.
a) Vergleiche die Erfahrungen von Magda Goldner in Auschwitz mit denjenigen von Amira Gezow in den französischen Lagern. Arbeite die Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus.
b) Wie beschreiben beide Frauen den Umgang des Wachpersonals mit den Häftlingen?
(Videoausschnitt:
M. Goldner: 0:11:20-0:47:15)
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitt: ca. 36 Min.) zur Ergänzung ggfs. A. Gezow: 0:40:40-1:10:38
Aufgabe 11: Das Kriegsende
a) Beschreibe, wo und wie Amira Gezow das Kriegsende und die Befreiung 1945 erlebt hat.
b) Schreibe ein kurzes Interview, in dem du Amira Gezow fragst, was anschließend geschehen ist und wie sie mit diesen Erfahrungen lebte. Formuliere Antworten aus der Sicht von Amira Gezow.
Material: Autobiographie von Amira Gezow
Aus Grenoble wurde ich in die Schweiz geschmuggelt. Dort war ich zuerst ca. ein halbes Jahr in verschiedenen Flüchtlingslagern und immer gab es gute Menschen, die sich meiner annahmen.
Nach diesen Monaten gelang es meinen Schweizer Bekannten, mich zu sich zu nehmen. Damit begannen für mich mehr oder weniger normale Zeiten: Eine mich liebende Familie, Nahrung und Schule. Mit knapp 15 Jahren beschloss ich, mich der Jugend-Aliya anzuschließen, um nach Israel auszuwandern. So blieb ich in der Schweiz im Haus der Jugend-Aliya, lernte arbeiten und hatte sogar etwas Schule. Sofort, nachdem im Mai 1945 der Krieg zu Ende ging, wanderte ich zusammen mit all meinen Freunden nach Israel aus. Direkt nach unserer Ankunft schlossen wir uns dem Kibbuz Elon an, wo ich bis heute noch bin. Ich hatte das große Glück, hier meinen Mann zu treffen, dem ich meine geistige Genesung verdanken kann und der mit seiner großen Liebe immer versuchte, meine Eltern zu ersetzen. Er ist es, der meine Angsträume und mein nächtliches Weinen mit anhörte und mich tröstete. Wir haben vier gute Kinder, acht Enkel und vier Urenkel.
Ich kann annehmen, dass ich heute seelisch und physisch genesen bin. Nicht, dass ich die Geschehnisse vergessen habe, die Erinnerung bleibt! Ich werde weiter alles tun, um immer und immer wieder zu mahnen und zu erklären, dass Rassenhass bekämpft werden muss. Leicht kann es wieder zu der schrecklichen Tragödie kommen, wenn man nichts dagegen tut.
Amira Gezow wanderte im Mai 1945 als 15-Jährige ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina aus. Dabei half ihr die Jugend-Aliyah (vgl. Videoausschnitt). Recherchiere im Internet über die Kinder- und Jugend-Aliyah. Stelle dar, wie sie entstand, welche Aufgaben sie damals hatte und welche sie heute wahrnimmt.
(Videoausschnitt:
1:37:00-1:41:00)
(Gesamtlaufzeit Videoausschnitt: ca. 4 min.)
Aufgabe 13: Zurücklassen von Besitz
Amira Gezow und ihre Familie mussten immer wieder große Teile ihres Besitzes zurücklassen.
a) Stelle zusammen, was Amira Gezow und ihre Familie an den einzelnen Lebensstationen zurücklassen mussten.
(Videoausschnitte:
0:01:43-0:02:45,
0:21:11-0:25:43,
0:29:37-0:36:27,
0:41:20-0:45:43,
0:51:53-0:52:59,
1:18:58-1:21:20,
1:30:23-1:32:40)
Gesamtlaufzeit Videoausschnitte: ca. 21 min.)
b) Überlege dir, was wohl der Inhalt ihres Koffers (20 kg) bei der Deportation am 22. Oktober 1940 war.
d) Formuliere die Gedanken und Gefühle, die Amira Gezow gehabt haben könnte, als sie und ihre Familie den Großteil ihres Besitzes zurücklassen mussten.
e) Suche dir einen Gegenstand aus, der für Amira Gezow eine besondere Rolle gespielt haben könnte. Überlege dir eine Frage, die du ihr dazu gerne stellen würdest. Versuche die Frage aus der Perspektive von Amira Gezow zu beantworten.
f) Amira Gezow hatte nach dem Krieg versucht, eine Entschädigung für den verlorenen Besitz ihrer Familie zu erhalten. Siehe dazu S. 4f von https://stadtatlas.darmstadt.de/ST/Siesel_Eva_Ernestine_Kranichsteiner_Strasse_7.pdf.
Sammle Gründe, weshalb sich Amira Gezow zunächst um eine Entschädigung bemüht hat, dann aber nichts mehr von sich hören ließ. Nimm Stellung dazu.
Aufgabe 14: Konsequenzen
a) Beschreibe die Gedanken und Gefühle, die das Schicksal von Amira Gezow (und Magda Goldner; vgl. Aufgabe 10) in dir auslösen.
b) Schreibe ein E-Mail an Amira Gezow. Was möchtest du ihr sagen? Was möchtest du sie fragen?
c) Ziehe zehn Konsequenzen aus deiner Beschäftigung mit Amira Gezow (und Magda Goldner): Welche Werte bzw. Grundsätze sollten in unserer Gesellschaft unbedingt gelten? Was ist dir davon besonders wichtig und wie kannst du dich dafür einsetzen?
d) Nimm Stellung zu der Aussage »Das Dritte Reich ist lange her. Wir sollten uns nicht mehr damit befassen.«