In der Nacht auf den 27. Dezember 2022 ist Mordechai Papirblat im Alter von 99 Jahren verstorben.
Im Jahr 2013 hat er im Gästehaus von ZEDAKAH in Shavei Zion einen Vortrag über sein Schicksal während des Holocaust gehalten. Die Aufnahme des sehr bewegenden und aufrüttelnden Zeitzeugenberichts war einer der ersten Beiträge auf www.papierblatt.de. Unsere Unterrichtsplattform hat 2016 seinen Namen bekommen. Zunächst klang das etwas ungewöhnlich – aber es hat sich herausgestellt, dass es keinen besseren Namen geben konnte!
Mordechai hat unsere Aufmerksamkeit ganz besonders auf sich gezogen. Nachdem er 2015 bei Schuleinsätzen in Deutschland noch einmal aus seinem Leben erzählt hat, besuchten wir – Thorsten Trautwein und Timo Roller – ihn 2019 zuhause in Israel (Foto). Er war ein sehr liebevoller und humorvoller Mensch mit einem riesigen Erinnerungsschatz, den er gerne mit uns teilte.
Inzwischen liegt seine tagebuchartige Erzählung »900 Tage in Auschwitz« in deutscher Übersetzung im MORIJA-Verlag vor, Thorsten Trautwein hat eine umfangreiche Biografie verfasst, die auf www.papierblatt.de abrufbar ist und die Mordechais Leben von der Geburt in der polnischen Stadt Radom im Jahr 1923 bis zu seinem 97. Geburtstag im April 2020 in Tel Aviv umfasst und zahlreiche Hintergrundinformationen enthält.
Mordechai Papirblat sagte von sich selbst: »Mein Name ist ein Denkmal« – nur er selbst hat als Träger dieses Namens überlebt, seine ganze Verwandtschaft wurde in den KZs ausgelöscht. Mordechai Papirblat ist wahrlich ein Denkmal. Sein Leben, seine Menschlichkeit, Freundlichkeit und sein Humor bedeuten uns sehr viel. Sein erschütterndes Tagebuch und seine Vorträge lassen uns das furchtbare Leid erahnen, das er erfahren musste. Und dennoch hatte er eine enorm positive Lebenseinstellung.
Es ist uns eine Ehre und eine Freude, ihn gekannt zu haben. Und es ist uns ein Vorrecht und eine Verpflichtung, seine Geschichte und Menschenfreundlichkeit weiterzutragen. Die Freundschaft mit ihm und seiner Familie war und bleibt sehr wertvoll. Den Papirblats dreier nachfolgender Generationen wünschen wir viel Kraft und Gottes Beistand in der Zeit des Abschieds und der Trauer.
Möge seine Erinnerung ein Segen sein.
Das Papierblatt-Team
Thorsten Trautwein, Frank Clesle und Timo Roller
Konzept einer interaktiven Wanderausstellung
Bei der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November 2022 in Maisenbach stellten wir unser Konzept einer Wanderausstellung über das Leben und Werk von Ella Liebermann-Shiber vor. Die Künstlerin hat den Holocaust gezeichnet. Und ihr Leben war vom Holocaust gezeichnet. »Holocaust gezeichnet« – so soll deshalb der Untertitel der Wanderausstellung »Erinnerungen aus dunkler Vergangenheit« lauten, die das Hilfswerk »Zedakah« gemeinsam mit Schuldekan Thorsten Trautwein aus Calw, Schwester Anne Rentschler vom Diakonissenmutterhaus Aidlingen sowie dem Grafiker Samuel Pross konzipiert.
Zeitzeugenarchiv mit Unterrichtsentwürfen und Video-Suchfunktion
In den letzten Monaten haben wir viele Dinge hinter den Kulissen aufgearbeitet: HD-Versionen der Videos ausgespielt, einen YouTube-Kanal vorbereitet, die Einbindung dieser hochauflösenden Versionen in unsere durchsuchbare Plattform vorbereitet. Die Umstellung wird nun innerhalb der nächsten Wochen schrittweise vorgenommen. Gerne können Sie auch unseren YouTube-Kanal abonnieren, um auf diese Weise über neue HD-Versionen und neue Produktionen informiert zu werden: YouTube Kanal »Papierblatt«.
Herzlich einladen möchten wir Sie zu den Veranstaltungen:
Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November in Maisenbach.
Sowie Eindrücken und Impulse mit Anatoli Uschomirski am Buß- und Bettag: Wer und was sind messianische Juden? Ein neutestamentlicher Text – jüdisch interpretiert – und »… und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern« (Matthäus 6,12).
27. Januar 2022 um 19:30 Uhr als Hybridveranstaltung
Ich habe versucht,
durch meine Zeichnungen das auszudrücken,
was meine Welt so dunkel machte.
Die Holocaustüberlebende Ella Liebermann-Shiber dokumentiert nach ihrer Befreiung mit eindrücklichen Bleistiftzeichnungen, was sie als Mädchen zuerst im Ghetto, dann in Auschwitz und auf dem Todesmarsch erlebt hat. Ihre Tochter Ada Waits ist live zugeschaltet im iP-Zentrum in Maisenbach-Zainen und erzählt anhand der Zeichnungen von den erschütternden Erlebnissen ihrer Mutter. Das Werk von Ella Liebermann-Shiber ist pünktlich zum Holocaustgedenktag nun auch in Buchform erscheinen. Herzlich willkommen!
Veranstalter sind die Stadt Bad Liebenzell, der Schuldekan der evangelischen Kirchenbezirke Calw-Nagold und Neuenbürg sowie Zedakah e.V.
Der Flyer zum Download bietet weitere Informationen.
Das Buch kann im J. S. Klotz Verlagshaus Onlineshop versandkostenfrei erworben werden.